Rossini auf dem Kreuzfahrtschiff AIDAsol
Wer schon einmal auf einem Schiff der AIDA-Flotte unterwegs war und wert
auf feine Bespeisung legt, kennt diese Adresse, die auf allen Schiffen
den selben Namen trägt: Rossini.
Auf der AIDAsol wurden wir von Küchenchef Franz Schned betreut. Er hat
vorher an Land gearbeitet, unter anderem im Restaurant des Schweizer
Grand Hotels Bellevue (1 Michelin-Stern) und im 2-Sterne-Restaurant
Überfahrt in Tegernsee (als Chef de Saucier) - eine Tatsache, die sich
erfreulich deutlich auf den Rossini-Tellern bemerkbar macht. Die Menüs
haben einen roten Faden, haben Anfang und Ende, da hat sich jemand Gedanken
gemacht und nicht auf Chi-Chi gesetzt, auch wenn der Eindruck angesichts
vieler Schäumchen und angesagter Weckgläseroptik entstehen könnte.
Leider wurde dieses Lokal nur schwach frequentiert, während unserer
Nordeuropa-Fahrt vom 13. - 20.September 2014 war nur etwa die Hälfte der
Tische besetzt. In der "AIDA Heute"-Hauspost firmiert das Rossini zwar
unter "A-la-carte-Restaurants", es existiert auch tatsächlich eine
Karte, die aber enthält immer nur ein einziges Menü. Logischerweise hat
der Einkäufer eines Kreuzfahrtschiffs mit Widrigkeiten zu kämpfen. Wir
fanden es aber doch schade, dass beispielsweise im 8-Gang-Farewell-Menü
(39,50 €) statt der angekündigten "Presa Iberico Schulter" bloß
neuseeländisches Lamm auf den Tisch kam. Amüsant fanden wir die Lyrik
der Speisekarte, die an einem reinen Seetag "marktfrischen Fisch"
anpries.
Die Kochcrew, wohl aus sieben Köchen bestehend, bringt viele Ideen mit
und spielt auch gerne mit Texturen. Im 11-Gang-Menü "Kleine
Köstlichkeiten" (42,50 €) war das "Ei im Glas", bestehend aus
Kartoffelmus, flüssiger Eigelbpraline und Spinatcreme ein Grund zum
Niederknien und zeigte, welche Meisterwerke aus vergleichsweise
schlichten Zutaten gezaubert werden können. Bei den Vor- und Nachspeisen
lief die Küche zur Höchstform auf, die Hauptgerichte gehörten eher in
die Kategorie 'sehr gut'. Angesichts feinster Qualitäten, z.B. beim
Hirschrücken, war allerdings auch keine Zauberei von Nöten. Gewagt und
gekonnt mit einem hohen Vanilleanteil kam das Krustentierschaumsüppchen
daher, nicht weniger grandios das weiße Tomatensüppchen mit Büffelmozzarella. Letzteres gewiss nicht
etwa kalt oder nur vegetarisch, sondern
ausgesprochen kräftig aromatisch, wenngleich man mit dem ziehenden Mozzarella dann doch ziemliche technische Probleme bekam. Wunderbar
gelangen auch die Sorbets, sowohl "Apfel" (mit Specksegel!) als auch "Schwarze Kirsche".
Und so etwas Gutes wie den Parmesanschaum mit Champagnertrauben haben
wir auch selten gegessen. Genug des Lobs, es gab auch einen unnötigen
Gang, und zwar den "Gruß aus der Heimat". Der bestand fritiertem,
ungewürztem Obazda, Röstzwiebel und Weißbierschaum und überraschte mit
weit gehender Aromaarmut. Ebenfalls seltsam schien uns das Olivengel
beim ansonsten köstlichen Kaisergranat, denn es schmeckte nur nach -
Salatgurke.
Der Service agierte perfekt und freundlich, ohne dabei aber steif oder
kumpelhaft zu sein. Servietten wurden ordnungsgemäß ausgetauscht,
Getränke flugs nachgeschenkt. Wir hatten übrigens jeweils einen Weißwein
aus Deutschland, einen Sauvignon Blanc für rund 25,- Euro - sehr zu
empfehlen, mineralisch und zum Essen nicht zu schwer.
Impressionen vom 11-Gänge Menü 'Kleine Köstlichkeiten (14.9.2014):
Rindertatar Cornetto mit Ossietra Kaviar
in Sepia-Hülle
& Ei im Glas
Des Kaisers Granat
Tomatensüppchen
Des Anglers fette Beute (Kabeljau)
grünes
Apfelsorbet
Waidmannsheil (Hirschrücken)
Perlhuhnbrust
Gruß aus der Heimat (Obazda)
Vanille Crème brûlée
Erdbeer-Joghurette
Und auch ein paar Bilder vom 8-Gang-Farewell-Menü (19.9.2014) sollen
nicht fehlen:
Gruß aus der Küche - Suppe mit Algen
Tatar vom Rinderfilet, geräucherte
Riesengarnele, Kaviar und Avocado
Kalbsbäckchen, Selleriecreme, Speckschaum
und Pancetta
Kabeljau (marktfrisch)
Kirschsorbet
Lammrücken
Parmesanschaum mit Champagnertrauben
Schokolade am Strand
AIDAsol