Badshah

Rathaus Hamburg, Senatsempfang zur 'India Week 2013'. Die Reden waren gehalten, der Bürgermeister war gegangen, der gemütliche Teil wurde mit Wein und Sekt eingeleitet, man plauschte entspannt an Stehtischen. Plötzlich wurden auf silbernen Tabletts indische Häppchen gereicht.

Sofort raus hier!, schoss es durch mein Hirn, denn ich kannte die indische Küche als todlangweilig, immer gleich curryduftend und eigentlich gar nicht gut schmeckend. Die Verkostung eines unsäglichen Buffetangebots in einem der Zala-Restaurants hatte in mir schon vor Jahren jeglichen Glauben an indische Kochkunst restlos abgetötet.
Leider stand ich in diesem Augenblick zwischen vielen Menschen, eingewanderten Indern und ihren Deutschen Frauen, völlig eingekeilt. Die Herrschaften bemerkten meine langen Zähne und bedrängten mich, die angebotenen Happen doch wenigstens zu versuchen. Alle lächelten so nett und aufmunternd, ich wollte nicht unhöflich wirken und ergriff mutig einen frittierten Ball, eine Art Chicken-Nugget, tunkte ihn in grünliche Chilisoße und biss vorsichtig hinein. Gar nicht schlecht. Es war kein Hühnchen, sondern knackiger Blumenkohl, und die Soße hatte man fein abgestimmt, hintergründig scharf. Andere Bällchen ('Pakoras') enthielten Kartoffelbrei oder Zwiebeln, nebenbei lag köstlicher, in rötlichem Kichererbsenmehl panierter und dann frittierter Käse. Ich war angenehm überrascht und versuchte als Nachtisch indisches Halva, in süßer Milch eingekochte Möhrenraspel - ein Traum!


Die Indien-Kenner zeigten sich glücklich über meine begeisterte Reaktion und versicherten, dass sie ihre Speisen ausschließlich bei diesem Anbieter, es war Badshah, kaufen würden, allerdings nur zum Mitnehmen: In St. Georg wären die käuflichen Mädchen immer so anhänglich und das Restaurant selbst viel zu klein.

Eine Überprüfung vor Ort ergab eine Woche später zur Mittagszeit, dass dort tatsächlich einige Liebesdienerinnen herumstanden - sie waren freundlich und schienen sich auch gelegentlich selbst bei Badsah zu verköstigen. Und klein ist das Restaurant in der Tat, wenn man denn wirklich von 'Restaurant' sprechen will. Eigentlich ist es eine dunkle, enge Kaschemme im Souterrain und auf den ersten Blick käme kaum jemand auf den Gedanken, hier gute Küche zu verorten. Aber es ist sehr viel los, der Laden ist knackevoll.

 

Man bestellt, mit Blick in die offene Küche, direkt an der Theke, ob zum sofort essen oder zum mitnehmen, eine Tischbedienung gibt es nicht. Wer im Restaurant essen will, bekommt seine Speisen direkt in einem Alutablett, in dem Ausbuchtungen für Reis, Suppe, Häppchen etc. ausgespart sind - keine Teller.
Da alle Tische besetzt waren, bestellten wir Pakoras mit Paprika und Chilisoße, Vegetarian Curry Thali, Chili-Chicken-Thali und Halva zum Mitnehmen in Aluschälchen. Kostenpunkt: 18,- Euro, Fladenbrot wurde extra eingepackt.

Pakoras mit Paprika


Das Faszinierende am vegetarischen Curry war der Ersatz von Fleisch durch - Kartoffeln. Eine gelungene Idee, ein rundes, aromatisches Geschmackserlebnis, dem das Fleisch nicht fehlte.

vegetarisch (5,- €)


Das Hühnchengericht überzeugte durch zartes, saftiges Fleisch in großer Menge sowie durch ordentliche Schärfe. Beilage war in beiden Fällen gut mit Kreuzkümmel abgestimmter Reis. Die Sauce zum Reis, eine graue Tunke mit Kichererbsen, empfanden wir dagegen als vollkommen belanglos.

Chili-Chicken-Thali

Halva


Insgesamt ein feines kulinarisches Erlebnis, das mich mit der offenbar authentischen indischen Küche versöhnt hat. Es sei, auch Sparfüchsen, dringend zur Nachahmung empfohlen - aber Vorsicht vor den Mädchen in St. Georg! Sie gelten als nicht ganz so günstig wie die Pakoras.


Badshah
Bremer Reihe 24 (nähe Hansaplatz)
20099 Hamburg
Tel:040 / 246043
 


 

 
 
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