Facil im Hotel Mandala

So ganz leicht ist dieses Restaurant nicht zu finden, auch wenn es sich direkt gegenüber des Sony-Centers an der Potsdamer Straße befindet: Im Gegensatz zu den anderen Hotels in der Umgebung verzichtet das Mandala auf einen Schriftzug an der Front - und das Facil setzt eher nicht auf Laufkundschaft. Zudem ist Sonnabends und Sonntags geschlossen.

Auch wir hatten weit im voraus für den Mittagstisch gebucht. Eine weise Idee, wie sich angesichts der sämtlich besetzten Tische zeigen sollte. Man sitzt in einem hellen Glaskasten, der sich im Innenhof des 5. Stockwerks befindet, umgeben von im Bambus nach Futter suchenden Amseln, umschmeichelt von aus großen Amphoren murmelndem Wasser. Das komplette Glasdach wird bei Bedarf geöffnet oder auch ganz zur Seite geschoben.

 

 

Die Bedienung zeigte sich freundlich und zurückhaltend, am Ende wurde tatsächlich jedem Gast der richtige Mantel wieder zugeordnet. Aber zunächst zum Gruß aus der Küche:


Matjes mit roter Zwiebel, sehr fein.

Der folgende Spargel mit Yuzu, Cashewkernen und Kopfsalat kam nicht nur quietschfrisch auf den Teller, sondern auch zum Niederknien vollmundig und aromatisch - ich vermute ein kurzes Anbraten mit folgender Marinierung. Ein Gang, der auch erklärte Spargelfeinde eine Konvertierung ernstlich erwägen lassen dürfte:


Wer allerdings Rinderzunge nicht mag, wird auch nach der 'Rinderzunge mit Radieschen und Joghurt' seine Meinung kaum ändern wollen: Das Stückchen Zunge war zwar halbwegs zart, allerdings ohne jede Raffinesse zubereitet und angerichtet.

 

Es folgte ein wunderbar knuspriges und saftiges Stück Kabeljau, auf den Punkt gegart; man könnte beinahe Skrei vermuten, wenn es dafür jahreszeitlich nicht beinahe zu spät wäre. Die Unterlage aus krossem Speck verlieh dem Ganzen Kraft.


Überzeugend auch 'Bauer Beuthes Wollsschwein', ein wunderbar rauchiges, nicht zu fettes Nackenstück in einer zwar veganen, aber dennoch traumhaft würzigen Zwiebelsauce. Der Bärlauch war daneben zwar erkennbar, jedoch als Aroma kaum noch wahrzunehmen.


Nachtisch gab es auch, zum einen einen wunderbar erfrischenden Mix 'Erdbeere und Rhabarber' mit Koriander (hätte mehr sein dürfen), Kerbel und Blutampfer:


Besonderes für's Auge bot 'Valrhona-Schokolade' mit Banane, Drachenfrucht und Koriander. Die Form wurde offenbar mit Hilfe einer von afrikanischen Masken gezogenen Silikonform erzeugt. Sieht zwar ein wenig morbide aus, beinhaltete aber eine wunderbar zarte Moussee aus dunkler (außen) und heller Schokolade:

 Zum Kaffee schließlich gab es noch ein paar hübsche und leichte Petit Fours:

 

Insgesamt ein tolles, den zwei Michelin-Sternen angemessenes Menü, das eher durch Solidität denn durch Experimentierfreude glänzte. Besonders gefallen hat der gekonnte Einsatz frischer Kräuter.

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Im Sommer 2016 hat man beim Mittagsmenü die Preise leicht erhöht, jetzt kostet ein Gang 21,- Euro, drei sind für 48,- zu haben. Dennoch hat sich der Genusspapst hierher gewagt:

Wunderschönes lichtes Restaurant, grandioses Essen, perfekter Service. Was will man mittags gastronomisch mehr ...

FILET UND KAVIAR VON BIRNBAUMS LACHSFORELLE - WILDER BROKKOLI

FELSENOKTOPUS - BOHNEN, ARTISCHOCKE UND DATTELTOMATE

Der Oktopus war sensationell zart. den hat wohl irgendein griechischer Fischer stundenlang an die Kaimauer geschlagen.

 

SAUERKIRSCHE, PECANNUSS UND PRALINE

Unter der Kirsche lag Schokopulver. Die Kirsche selbst war ohne Kern, dafür flüssig gefüllt und mit Schokolade umhüllt.


Facil im Hotel Mandala
Potsdamer Straße 3,
10785 Berlin
Tel. 030 590051234

 
 
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