Tulus Lotrek

 

  

 

Der Empfang des im Berliner Stadtteil Kreuzberg gelegenen Tulus Lotrek ist bereits der Erwähnung wert, weil ich mich nicht entsinnen kann, jemals vom Team eines Sterne-Restaurants so herzlich und freudig begrüßt worden zu sein. Als würde man von langer Reise zurückkommen, wird man schon vor der Tür erwartet. Das fängt gut an, dachte ich, und auch, dass die Freunde, mit denen wir nun hier waren, bisher nie mit ihren Restaurantempfehlungen daneben gelegen hatten.
Zwei positive Dinge fielen uns im März 2024 auf, wobei das zweite erst, nachdem ich mich umgeguckt hatte, ins Auge sprang. Mit dicker Kreide in schwungvoller Schrift war auf die Holztische jeweils der Name des Gastes geschrieben - und die Farben und Muster der tapezierten Wände waren mit der Kleidung des Services identisch. Eine nette Idee.


Eine schöne Geste fand ich auch, dass wir, bevor die ersten Gerichte kamen, die Möglichkeit erhielten, unsere Hände mit feuchten Tüchern zu reinigen. Hätte nichts dagegen, wenn das überall zum Standard dazu gehörte.


Zusätzlich zum normalen Menü orderten wir aus der Karte mit den "Strohe'schen Alleingängen" noch für 38 Euro die "St. Jabobsmuschel, dashi & beurre noisette, karotte & seeigel":


Je Paar einmal die Getränkebegleitung mit und ohne Alkohol zu ordern, stellte sich als allerbeste Idee heraus. Wir waren den gesamten Abend nicht nur durch das beglückt, was uns an Speisen an den Tisch gebracht wurde, sondern hatten alle naslang zu erproben, welche Getränkebegleitung uns am gelungensten zur Speise erschien. Obendrein spannend, den ausführlichen Erklärungen zu folgen, was an Zutaten in die nichtalkoholischen Getränke gegeben wurde, Teils waren mehrere Arbeitsschritte erforderlich, um das exakt passende Getränk zu einem Gericht zu kreieren. Das alles zu entdecken, hat, erst recht zu viert, sehr viel Spaß gemacht.
Wir starteten zur Begrüßung mit:
macaron/kokos & koriander
berliner/comté & trüffel
flan/kaviar & haselnuss

Ein tadellos kreierter Macaron, der perfekt mundete, während der Flan geschmacklich etwas verhaltener wirkte, dafür der Mini-Berliner jedoch punktete. Insgesamt ein guter Auftakt:


Das Menü:
crudité: otoro & gillardeau (gurke & miso)
Ein nicht nur sehr dekorativer Gang, sondern auch das Bauchfilet vom Thunfisch vertrug sich bestens mit der Auster sowie der GrannySmith-Sorbet-Nocke.
quenelle (limonenbuttersauce & pistazie, salat von taschenkrebsen & pomelo)
Das Hechtklößchen war mir leider zu wenig aromatisch, dafür versöhnte mich jedoch vollends der Taschenkrebssalat, mit Pomelo angereichert und vermischt mit beeindruckend kleinst geschnittenem Gemüse:

  


carabinero (kustentierhollandaise, gochujang & kochihikarireis)
An eine Hummerbisque erinnernde buttrige schön würzige durch das Gochujang (eine scharfe fermentierte koreanische Gewürzpaste) geschärfte Creme, begrub einen für meine Begriffe doch etwas zu rohen Carabinero, damit stand ich jedoch allein. Dafür fand ich angenehm, dass der Reis noch leicht Biss hatte:



kalbsbries (gulaschsud & karamelisierter spitzkohl)
Als gelungene Verbindung aus innen saftig und außen knusprig kam das Kalbsbries an unseren Tisch und war dann zusammen mit dem Gulaschsud, cemiger Sauce, Spitzkohl und Kümmel geschmacklich perfekt:


st. jakobsmuschel (dashi & beurre noisette, karotte& seeigel)
Auch der Jakobsmuschelgang stellte sich als hervorragend heraus. Außen fast schon knusprig, dennoch auf den Punkt gegart mit harmonisch kräftiger Sauce dargereicht.
lamm ( gutshof polting, erbsen, bärlauch, parmesan)
Das etwas sehnige Lamm befand sich in Gesellschaft mit sehr ausgewogenen Zutaten, wie
Bohnen, Gnocci, Erbsen und vor allen Dingen einer hervorragend abgeschmeckten Sauce. Wir vier waren uns da einig, dass es ein sehr guter Gang war.

bouillon & steinpilzöl
Es folgte eine Brühe, und dazu gereicht ein Stück Brioche mit Creme und gehobelten Champignons. Nicht nur als Kombi ein Gang, der uns allen sehr gut schmeckte, sondern auch solo hätte man davon deutlich mehr gewollt - das galt besonders für die Brioche mit ihrer saftigen Creme on top:

 

Die beiden Dessertgänge waren bergamotte & champagner sowie haselnuss & trüffel
Die schaumige Creme fiel leider hinter dem feincremigen Haselnusseis und der verwegen gut schmeckenden Kombination mit fein gehobelten Trüffeln etwas ab. Vielleicht lag das auch nur daran, dass die Verbindung von Champagner mit Bergamotte nicht so ganz meinem Geschmack entsprach. Das Eisdessert mit seiner beeindruckenden Konsistenz hob diese leichte Enttäuschung allerdings komplett wieder auf.

 

Der Service war nicht nur zu Beginn, sondern durchgängig sehr herzlich und verströmte gute Laune. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass das Tulus Lotrek zum gerne besuchten Stammrestaurant für die Berliner herangewachsen ist. Besonders hervorheben möchte ich den Getränke-Service, der bereitwillig, ausführlich und mit Freude zu allen Getränken umfassende Erklärungen gab.
Im Menüpreis war gefiltertes Wasser enthalten.

Genussanwältin

 

Tulus Lotrek
Fichtestraße 24
10967 Berlin

Tel. +49 030 41 95 66 87

 
 
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