Saigon Café
Mein Freund Frank schwärmt immerzu von
irgendwelchen asiatischen Restaurants, von den zierlichen Kellnerinnen, ich habe
mittlerweile schon den Überblick verloren. Ein Name allerdings fiel in
seinen begeisterten Schilderungen häufiger, und zwar 'Café Saigon' -
also war ein Besuch zur Mittagszeit fällig.
Anders als abends wird an der Kasse bestellt, Speisen und Getränke von
der ausgesucht freundlichen und hilfsbereiten Bedienung dann an den
Tisch gebracht. Man sitzt angenehm, in einer Art gehobenen Kantine, ohne
irgendwelchen lampionmäßigen Asiakitsch.
Die Getränkepreise sind durchwachsen (Apfelschorle 4,30 €), die
Weinkarte ist mit nur zwei Posten derart übersichtlich geraten, dass ich
sie komplett von der Internetseite kopiert habe:
Als Vorspeise bestellten wir einen
Mangosalat (6,80 €). Der wurde schnell serviert, als ausgesprochen
üppige Portion - mit reichlich Koriander am Stängel zum Selberzupfen, roten Zwiebeln,
etwas Löwenzahn und zerstoßenen Cashews sowie einer leicht scharfen
Marinade.
Die makellosen Früchte hatten den optimalen
Reifepunkt und wir fragten uns schließlich , ob wir wirklich noch mehr
essen wollten. Wir wollten.
Und zwar bun bo (8,80 €), mariniertes Rindfleisch gebraten auf
feinen Reisnudeln, Salat in Chili-Limetten-Sauce mit Koriander,
gerösteten Erdnüssen, Röstzwiebeln. Das Fleisch bestand natürlich nicht
aus Filet, war aber doch schier und nur ein wenig fest, vielleicht vom
Beefsteak. Knusprig kam es nicht daher, vermittelte aber wegen der
zerhackten Erdnüsse und Röstzwiebeln diesen Eindruck. Koriander am
Stängel plus Löwenzahn waren ebenfalls dabei, das Ganze auf saftigen und
weitgehend aromafreien Reisnudeln - für den Preis absolut OK:
Für 8,60 € sollte es dann noch die 'vegi pfanne (vegetarisch)' sein,
Tofu gebraten mit Cashewnüssen, Zwiebeln, jungem Mais, Sojasprossen,
Saisongemüse plus Reis. Das könnten auch militante Tofuhasser genießen,
denn die Stücke hatten eine kräftige Anbratung erfahren und überzeugten
mit deutlichen Röstaromen. Saisongemüse bedeutete im Oktober Brokkoli
mit viel Knoblauch, Mungobohnensprossen, ein wenig Paprika und eine
gezackte Möhrenscheibe. Auch hier fand sich wieder der durch gehackte
Cashews erzeugte Knusprigkeitseindruck. In höchstem Maße überzeugend
fanden wir den bemerkenswert saftigen Reis, der etwas Undefinierbares,
Getreideartiges enthielt, das ihn ansatzweise dunkelrot färbte.
Insgesamt eine runde Sache!
Nachtisch musste sein.
'Saigon style banane' für 4,20€, ein knuspriger Teig-Mantel mit
Bananenfüllung und Schoko-Topping. Der Koch hat es tatsächlich
hinbekommen, dass der gesamte Filouteig außen völlig durchgegart und
sehr knusprig war, die Banane im Inneren des Mantels aber ihren kalten
Rohzustand behalten hatte. Im Grunde war nur die Bananenschale durch
Teig ersetzt worden. Vermutlich soll das so sein, ich fand es aber
enttäuschend, weil der Bananengeschmack bekanntlich durch die
Wärmezufuhr beim Backvorgang eine Intensivierung/Süßung erfährt - würde
ich also nicht erneut ordern, trotz der Such-die-Physalis-Schokolinie:
Insgesamt ein Lob an meinen Freund Frank für diesen Tipp!
Einen guten Eindruck machten uns auch die (Obst-)Getränke, die wir zwar
nicht probiert haben, die aber offensichtlich aus frischen Früchten
zubereitet werden.
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Im August 2019 wurden wir beim Mittagstisch
nicht so ganz glücklich - vielleicht lag es daran, dass keine Asiaten in
der Küche standen.
Wie üblich waren die Erfrischungsgetränke
wie Limette auf crushed ice ein Traum (kein ganz billiger - 4,20€), die
Tellergerichte wirkten dagegen etwas müde. Zwar wieder begleitet von
köstlichem roten Reis, aber doch ohne Sorgfalt zubereitet. Ente mit
Teriyaki-Sauce wurde mit Extra-Messer serviert - nicht ohne Grund, denn
die Stücke waren ziemlich groß und nicht wirklich schier. Und in einer
Schüssel zu schneiden macht keinen Spaß.
Das Gericht (11,20 €) sollte laut Karte
scharf sein (1 Chilichote), kam aber durchgängig sehr milde daher - bis
auf zwei Momente, in in denen ich unversehens auf eine Chili gebissen
hatte, die unter der Entenhaut versteckt war. Nette Überraschung, aber
so sollte es eigentlich nicht sein. Dafür erfreute das Gemüse, auf dem
die Entenbrust ruhte, mit Frische und toller Knackigkeit, wenngleich
Staudensellerie arg dominierte:
Vegi-Pfanne mit nicht
allzu knusprigem Tofu
Saigon Café
Fuhlsbüttler Straße 128
22305 Hamburg
Telefon 040-697 954 46