Café Paris
Hamburger verspeisen meistens Pannfisch oder
Labskaus, wird gern vermutet, aber diese Annahme ist natürlich völlig
falsch. Das ist schon daran zu erkennen, dass um das Hamburger Rathaus
herum einige französische Restaurants existieren, die weder Pannfisch
noch Labskaus offerieren.
Eines davon ist das Café Paris. Es hat in den Räumlichkeiten einer
ehemaligen Schlachterei seinen Sitz und verweist voller Stolz und mit
Recht auf die Original-Jugendstildecke im unteren Geschoss. Der Laden
ist eigentlich immer proppevoll, hektisch und laut, man sitzt beengt und
hat ohne Reservierung kaum eine Chance, ohne Wartezeit einen Platz zu
bekommen.
Für leise Liebesschwüre eignet sich das
Lokal nicht, es sei denn, man kommuniziert via SMS. Etwas entspannter
und zugleich leiser geht es im ersten Stock zu, in der so genannten
Bel Etage, aber reservieren sollte man auch hier:
Die Getränkepreise gehen in Richtung Unverschämtheit (Ein Viertel
offener Rioja = 10,- Euro, 1/2l Kronenbourg = 6,50 Euro). Dafür ist das
Personal flink und freundlich. Unsere Frage, um was für ein Steak genau
es sich bei "Steak, Frites, Salade" handle, wurde entwaffnend spontan
mit "Ein Rindersteak!" beantwortet. Das war es dann tatsächlich, wir
vermuten, es handelte sich aufgrund der Struktur und Zartheit um ein
Stück aus der Hüfte. Hier spielte weniger Saftigkeit, mehr kräftiger
Fleischgeschmack die Hauptrolle - die Qualitäten der Steakhausketten
können da bei weitem nicht mithalten, was auch den Preis rechtfertigt
(21,80).
Die dazu gereichten Pommes Frites waren
knusprig, von mittlerer Qualität und Güte, nicht zu fettig, also in
Ordnung.
Tartare, dafür ist dieses Haus berühmt, offenbar mit gutem Grund: Auf
den Teller kam ein "Tartare Campagnard"(21,-€) , kurzgebraten mit
Speckstückchen, innen leicht rosa. Sehr fein, sehr saftig, sehr würzig,
wobei eine eine deutliche Senfnote nicht zu überschmecken war.
Fleischfreunde kommen hier ganz sicher auf
ihre Kosten. Oder müssen eben weiter Labskaus essen.
Crème Brûlée sollte es zum Nachtisch sein, und es sollte nichts zu
Meckern geben. Wunderbare Konsistenz, wohltemperiert, viel Vanille,
volles Aroma - Klasse! Allerdings war auch der Preis hochklassig (7,50
€).
Der Espresso fällt im Café Paris extrem kräftig aus, sowohl vom
Geschmack als auch von der Wirkung her, der Milchkaffee dagegen kommt
als samtiger Gaumenschmeichler in die Schale. Dazu machten sie die
Macarons gut, erfreulich leicht und natürlich ziemlich süß, allerdings
nicht zu süß. Bessere bekommt man selbst in Paris kaum. Am originellsten
fanden wir "Caramel à la fleur de sel".
Sämtliche Sorten durchprobieren konnten wir
leider nicht, denn sie waren gegen 14 Uhr schon 'aus' und wir bekamen
die letzten vier.
Die Waschbecken sind übrigens wirklich
sehenswert:
Der Befund kann auch im März 2018 vollumfänglich bestätigt werden, die
Karte hat sich seit 2013, bis auf die Erklärung, dass das Steak ein
Stück Entrecôte sei, kaum geändert. Die Preise allerdings schon, sie
wurden inzwischen um gut 10% erhöht. Insgesamt gute französische
Hausmannskost ohne Tamtam, nach wie vor zu empfehlen, auch wenn die
Macarons schon um 14 Uhr ganz 'aus' waren!
Auffällig war, dass auf allen (!) unbesetzten Tischen ein
Reserviert-Schildchen stand. Erst, nachdem wir die Frage, ob wir essen
wollten, mit einem Ja beantwortet hatten, bekamen wir einen Tisch. Ob
man sich reine Kaffeetrinker oder Weingenießer vom Leibe halten will?
Jedenfalls wurden viele potentielle Gäste, die diese Frage wohl falsch
beantwortet hatten, wieder hinaus geschickt ...
Beitrag vom Genussgenie
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Nachdem sich im Dezember 2014 ein Gang
über Hamburgs Weihnachtsmärkte in puncto Essen und Trinken als
Generalflop herausgestellt hatte (Billigwürstchen, Glühweinplörre und
was bitte schön haben Ledertaschen auf einem Weihnachtsmarkt verloren?),
kam die Idee auf, etwas Vernünftiges zu sich zu nehmen und man zog zum
Cafe Paris.
Im Eingangsbereich staute sich bereits eine Schar Wartender, der Saal
war bis auf den letzten Mantel besetzt. Eine sehr agile Bedienung
schaffte es jedoch, nicht nur mit ausgesuchter Höflichkeit, die auf
einen Platz Harrenden zu empfangen, sondern vermittelte auch das Gefühl,
dass es auf jeden Fall alsbald klappen würde.
So geschah es. Wir wurden bis an unseren Platz, einem kleinen Tisch vor
einer Sitzbank mit zwei Stühlen dazu, in den 1. Stock geleitet.
Oben gediegenes Ambiente mit dominierender dunkler Holztäfelung und
jeder Menge Gäste. Offensichtlich verschluckt die Täfelung gut den
Schall, denn es entstand zu keiner Zeit eine störende Geräuschkulisse.
Während man im Parterre noch den Eindruck bekam, dass dieses Lokal auch
gern dazu genutzt wird, um sich zu zeigen und sehen zu lassen,
vermittelte die 1. Etage deutlich mehr ein Klientel, welches gut essen
wollte, wenn auch hie und da ein paar Gockelige dazwischen hockten.
Wir bestellten bei einem flinken Kellner, der auftrat, als habe er
bereits die Berufserfahrung einer ganzen Generation in sich verankert.
Es ging schnell, ohne je auch nur eine Spur unhöflich zu sein. Sozusagen
servile Distanz gepaart mit Schnelligkeit und Präzision.
Die Getränke, ein 0,5 l Holstenbier für 5,50 Euro und ein 0,1 l sog.
Rotfass-Rotwein für nur 2,20 Euro, der erstaunlich gut schmeckte, kamen
ratzfatz auf den Tisch.
Ausnehmend gut schmeckende Butter in einem kleinen Töpfchen , welches
gegen Nies- und Hustenanfälle mit einem Blatt Papier abgedeckt war,
befanden sich mit einem Körbchen langweilig schmeckender
Baguettescheiben bereits auf dem Tisch.
Die beiden Hauptgänge: das berühmte Tartare Cafe Paris, welches vom
Kellner am Tisch angemacht wird (23,00 Euro ) und das Plat du jour für
12,50 Euro kamen dagegen etwas später und zeitlich etwas auseinander.
Das Tartare wurde mit Gewürzen, einer mit der Gabel in einem tiefen
großen Teller geschlagenen Eigelb-, Öl- und Essigemulsion, Kapern und je
nach Wunsch noch Zwiebeln, etc. angemacht, also vermischt. Weshalb man
auch noch als Zutat Ketchup hätte wählen können, erschloss sich mir
nicht.
Das Ganze wurde wieder zu einem großen Klumpen geformt und mit später
eintreffenden, sehr knusprigen, fast schon zu trockenen Pommes frites
serviert. Der Vorteil dieser Knusperdinger war gewiss der, dass sie bis
zum Ende nicht schlapp machten.
Das Tartare schmeckte himmlisch gut. Der feine, frische Fleischgeschmack
mit der Emulsion, den Kapern und den Gewürzen macht süchtig.
Ob man ausgerechnet dazu Pommes frites essen sollte oder das ebenfalls
dazu angebotene Baguette halte ich für überdenkensbedürftig. Beide
Beilagen sind so unauffällig, dass man sie auch weglassen könnte. Die
Gabel als Träger reicht völlig.
Vielleicht würde kerniger schmeckendes Brot eine gute Unterstreichung
des Tartaregemischs geben?
Jedenfalls war dies garantiert nicht das letzte Mal, dass ich im Cafe
Paris Tartare gegessen habe.
Das Plat du jour war zart auf der Haut gebratenes Kabeljaufilet, welches
frisch und saftig auf einem weiße Bohnencassoulet mit weißem
Soßenschaum lag. Eine rundum gelungene Komposition, die rasch vom Teller
verschwand, obwohl es sich um keine kleine Portion handelte. Mann war
zufrieden.
Zum Nachtisch gab es einen Espresso (2,10 Euro), der eine kräftige,
herbe Note hatte, auch der Kaffee (2,90 Euro) soll ausgezeichnet gewesen
sein. Dazu nahmen wir je einen Macaron mit Himbeer- und Zimtgeschmack
(1,80 Euro Stück), wobei der auf der Zunge schmelzende Baiser dem
Zimtesser gefiel, mir jedoch die Himbeere nur als Hauch eines Hauchs im
Marmeladenfach auf die Zunge kam.
Das Café Paris würde ich jederzeit wieder aufsuchen, wenn es nur nicht
so überlaufen wäre.
Beitrag der Genussanwältin
Café Paris
Rathausstraße 4
20095 Hamburg
Tel.: 32527777