Carls Brasserie

 

Angesichts des edlen 'Jakob' als Mutterhaus, des Elbblicks und der unmittelbaren Nähe zur Elbphilharmonie darf der geneigte Gast mit höherpreisigen, französisch angehauchten Gerichten der feineren Kategorie rechnen - wir versuchten es im Juni mit dem Schlemmer-Sommer-Menü 2016. Das kostete für zwei Personen 64 Euro, Weinbegleitung (ein leichter Riesling oder ein Roter), Wasser und Kaffee schlugen mit weiteren 33,- Euro zu Buche.

Der hamburgisch-freundliche Service brachte zunächst den
"Thunfischtatar mit bunten Tomaten, Rucola und Sesam", der vor allem mit knalliger Farbenpracht beeindruckte. Der Tatar selbst bereitete zwar ein angenehmes Mundgefühl und war recht zart, aber insgesamt trotz Senftupfer doch vergleichsweise langweilig, was ihn zum einzigen Schwachpunkt des gesamten Menüs machte. Das ist aber Gejammer auf hohem Niveau:


Die "Büffelricotta-Ravioli mit Liebstöckel, Kirschen und Pfifferlingen" erfreuten nicht nur das Auge, sondern mit frischer Saftigkeit und ausgewogenem Aroma auch die Zunge:

 


Man sollte schon Zeit mitbringen, die Momente zwischen den Gängen zogen sich doch ziemlich in die Länge - für die vier Gänge brauchten wir am Ende zweieinhalb Stunden. Der Hauptgang "Rosa gebratenes Kalbsfilet mit Portweinsauce, grünem Spargel Sommertrüffel und Kartoffelpüree" viel vergleichsweise reichlich aus: Ein ordentliches, krosses und doch rosa gebratenes Stück Filet voller Röstaromen harmonierte bestens mit dem getrüffelten Kartoffelmus:


Auf den Namen"Pistazien-Financier mit Himbeerschaum und Joghurteis" hatte man den Nachtisch getauft und natürlich wussten wir nicht, was ein Financier auf dem Teller zu suchen hat. Einerlei, es war eine Art kleiner Muffin, wunderbar fluffig und lecker, ein schöner Kontrapunkt zum erfrischenden Joghurteis samt Himbeerschaum:



Was soll man dazu nun sagen? Uns hat es derart gut gefallen, dass wir zwei Wochen später das gleiche Menü noch einmal geordert haben. Ganz ohne Reue. Bei diesem zweiten Besuch im Juli, in weiblicher Begleitung, gab es Ravioli dann natürlich mit Blümchen:

 

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Im Juli 2019 war es mal wieder Zeit für ein so genanntes 'Schlemmersommermenü' in Carls Brasserie - und wir bekamen einen schönen Fensterplatz.

Beim Service nahmen wir ansonsten Licht und Schatten wahr.
Während eine junge Dame sich sehr versiert und engagiert zeigte, mochte ihr Kollege aus Brasilien (?) so gar nicht ans Nachschenken des ohnehin zu warmen Weins (Grauburgunder QbA, Franz Keller, Baden, € 37,-) denken und übersah Kontaktversuche der Gäste recht geschickt - obwohl nicht einmal sonderlich viele vor Ort waren. Trockenen Sherry ('east india', 5,50 € / Glas) schenkte er ziemlich willkürlich aus, zwischen 0,05 cl bis gut 0,2 cl pro Glas war alles dabei.

Die Vorspeise "Burrata, Bunte Tomaten, Melone und Olivenbrot" wirkte nicht besonders einfallsreich, überzeugte uns aber mit hoher Produktqualität und wirklich erstklassigen Kirschtomaten - das passte einfach in die Jahreszeit:


Ebenfalls einwandfrei der Zwischengang "Adlerfisch, Hummerschaum
und Artischocken-Brandade", wenngleich der feinwürzige Hummerschaum schnell in sich zusammenfiel. Entschädigung bot das saftige, auf den Punkt gegarte und noch etwas knusprige Stück Fischfilet:


Der Hauptgang "Filet vom Kalb, Portweinsauce, Carls Trüffel Püree
und Grüner Spargel" ließ zwar ein wenig Originalität vermissen, blieb ansonsten aber ohne Tadel:


"Waldbeeren Dôme, Pistazien Chantilly und Vanilleeis" könnte als Muttis wilder Nachtischmix durchgehen und liest sich toll, bot aber mehr fürs Auge als für den Gaumen, bildete immerhin einen ganz erfrischenden Abschluss:


Das ganze Menü dauerte etwa drei Stunden und verdient die Bewertung 'gut gemacht und rund' sowie human ausgepreist mit 34,50 pro Person. Teurer sollte es allerdings nicht sein.



Carls Brasserie
Am Kaiserkai 69
20457 Hamburg
040 / 300 322 400 

 
 
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