Cölln's Restaurant (seit 2017 geschlossen)
Cölln's Restaurant, unweit des Rathauses und eines Fleets zentral
gelegen, ist schon ein Schmuckstück, nicht nur von außen. Im
Eingangsbereich zieren historische Kacheln (Villeroy & Boch!) die Wände,
ebenso den langen Flur, von denen die Séparées abgehen - in einigen
findet wirklich nur ein Tisch für vier Personen Platz. Derlei intime
Atmosphäre erleichtert das Wohlfühlen, ebenso wie der
jugendlich-freundliche, zuweilen noch etwas unsichere Service. Wird ein
Kellner gewünscht, ist eine (reinigungsbedürftige) Klingel auf dem Tisch
zu betätigen, weil die Zimmertür geschlossen wird.
Wir versuchten dieses Menü, das 59,- € für 2 Personen kostete:
* Gebackene Auster nach Johann Cölln
* Spieß von Jakobsmuscheln und Aprikosen in toskanischem
Bauernspeck mit jungen Blattsalaten und Mango-Chilisauce
* "Surf and turf" vom Holsteiner Rinderfilet und Tiefseegarnelen
auf aromatisiertem Blattspinat mit Sauce Bearnaise und
Röstkartoffeln
* Tarte von der Williamsbirne mit Mandel-Rahmeis
Zeitgenossen, die Austern und ihren Geschmack verabscheuen, wären voll
auf ihre Kosten gekommen, denn durchs Überbacken war der typische
Salzschleimgeschmack der Muschel gänzlich verloren gegangen, man hatte
nur etwas angenehm Knuspriges auf der Zunge:
Auf den Punkt gegart waren die sehr schönen Jacobsmuscheln, die
unbedingt zuerst verspeist werden sollten. Hinter der sehr deutlichen
Säuerlichkeit der Salatsauce sowie dem mit kraftvollen Bauernspeck
umwickelten Aprikosen würden sie sonst mit ihrem feinen Aroma
verschwinden. Ein erfreulich leichter, frischer Gang!
Das Rinderfilet kam zwar ungefragt als 'medium' auf den Tisch,
allerdings in wunderbar zarter Qualität und souverän gleichmäßig
gebraten, inklusive der Ruhezeit - so soll es sein. Die Unterlage aus
gehäckseltem Blattspinat gereichte ebenfalls zum Genuß, würzig und nicht
zu lange gegart, die Kartoffeln waren einwandfrei und richtig lecker.
Allein die Sauce Bernaise schien etwas fest, beinahe wie Mayonnaise.
Man könnte bemängeln, dass vielleicht Raffinesse und Tamtam der
Sterneküche fehlen, das Cölln's arbeitet jedoch diesseits der Sterne,
und das tadellos auf hohem Niveau.
Die Birnentarte präsentierte sich erwartungsgemäß schwer und süß, ein
stärkeres Gegengewicht als die Kugel Mandeleis, insbesondere mehr
Feuchtigkeit hätte dem Nachtisch gut getan - vielleicht auch einfach nur
eine etwas kleinere Tarte.
Wenn man von den etwas überzogenen Weinpreisen absieht (Schoppen weißer
Bordeaux oder rote Haus-Cuvée, beide ohne besondere Qualität, über 8,-
Euro), ist man im Cölln's sehr gut aufgehoben.
Cölln's Restaurant
seit 2017 geschlossen, dann 'Mutterland' (seit 2022
geschlossen!)
Brodschrangen 1-5
20457 Hamburg