Curry Pirates

Wenn ein Gourmetkoch wie Michael Weissenbruch ('Clasenhof') allen Ernstes eine Wurstbude eröffnet, darf
vermutet werden, dass es sich nicht um eine ganz gewöhnliche Wurstbude
handelt. Zumindest, und das wird auf Anhieb klar, ist eine gewöhnliche
08/15-Currywurst hier in gar keinem Fall zu haben. Es gibt stattdessen
'GERMAN OX mit Apfelwürfeln inside' plus Wasabisauce, es gibt 'The Lone
Ranger', eine U.S.Beefbratwurst mit Steakchunks, Süßkartoffeln,
Ahornsirup und Pfeffersauce und, natürlich, die 'Teuerste Bratwurst
Deutschlands' mit Kalbsfilet, Trüffel und Gänseleber - für 20,00 €.
Besonders zur Mittagszeit ist der kleine Laden im Souterrain sehr gut
besucht, Hocker sind rar, man speist im Stehen. Würste, Pommes und
Getränke (Flaschenweise Gerolsteiner/Fritz-Kola/Flens) werden am Tresen
abgeholt und nach Vertilgung ebendort auch bezahlt. Die Stimmung ist
aufgeräumt.

Sämtliche Würstchen überzeugen durch schiere Fleischqualität - und die
Lammbratwurst ('Merguez') mit Joghurt-Minzsauce besteht auch tatsächlich
aus Lamm - nicht aus Hammel. Allerdings würde sie gegen größeren Hunger
nur recht wenig ausrichten können. Dennoch scheinen die geforderten 3,50
Euro dafür angemessen:

Ebenfalls über jeden Zweifel erhaben zeigte sich die Salsiccia, eine
italienische Kräuterbratwurst mit Tomaten-Senfsauce: Aromatisch, zart
und keinesfalls überwürzt oder zu salzig, wie bei dieser Wurstsorte
nicht selten. Für 3,- Euro eine feine Sache in Porzellanschalen!

Damit es für die Gäste nicht zu öde wird, bieten die Curry-Pirates neben
dem Standardangebot eine wöchentlich wechselnde, besondere Wurstsorte,
den 'Freak of the week'. Der Schärfegrad der Currysauce wird vom Chef
wird nach jeweiligem Wunsch individuell eingestellt.
Zu den Pommes Frites. 2,50 Euro. Um es kurz zu sagen, die dicken Dinger
sind zum Niederknien. So gute Fritten habe ich zuletzt in
Antwerpen
bekommen, entfuhr es mir. Kein Wunder, lautete die prompte Antwort von
der Theke, wir beziehen die frischen Pommes mehrmals pro Woche aus
Belgien und wir bereiten sie auch zu wie dort, nämlich in Rindertalg.

Meines Wissens wird in Belgien allerdings doppelt frittiert, aber das
sagte ich nicht, sondern freute mich lieber über die lecker-knusprigen
Kartoffelstifte, zu denen eine wirklich geniale Mayo (50 Cent) serviert
wird.

Das klingt alles ziemlich massiv und schwer verdaulich, ich kann aber
Entwarnung geben. Wiewohl mit einem eher empfindlichen Verdauungssystem
geschlagen, ging es mir nach den Mahlzeiten dort immer sehr gut - ganz
im Gegensatz zur Stimmung nach gewöhnlichem Fastfood.
Wer Lust auf Wurst und Pommes von ausgezeichneter Qualität hat und ein
wenig Abwechslung mag, macht hier ganz sicher nichts falsch. Etwas Zeit
für die Parkplatzsuche sollte eingeplant werden, zumal sich seit Sommer
2014 auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Großbaustelle
befindet. Man findet auch allerlei für die heimischen Bedürfnisse,
Hawaiisalz und Cidre, beispielsweise.

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Im April 2017 lässt sich konstatieren: Erfreulicherweise alles beim
Alten! Naja, fast alles, aufgrund von EU-Vorschriften werden die
köstlichen Belgischen Pommes nun leider nicht mehr in Rindertalg,
sondern in Pflanzenfett frittiert - sehr schade. Und man ist von
Fritz-Cola auf das Symbolgetränk des amerikanischen Konsumimperialismus'
umgestiegen, jetzt gibt's nur noch Coke. Im Regal gibt's zum Einkaufen
für Zuhause nun auch die Curry-Pirates-Tomatensauce 'Friendly Fire'.



Curry Pirates
Mozartstraße 23
22083 Hamburg
040 - 287 806 61