Landhaus Dill (geschlossen seit 30.9.2015)

 

Das Landhaus Dill ist hübsch an der Elbchaussee gelegen und auch gut per Bus zu erreichen. Man sitzt nett und gemütlich, die Tische stehen nicht zu dicht zusammen, Unterhaltung ist ohne Belästigung durch Nachbartische möglich. Wir versuchten dieses Menü mit Rindchen-Weinen:


Rote Bete mit Salat vom Winterrettich
und geräuchertem Saibling


2007 Grüner Veltliner, Ried Reipersberg,
Maurer, Weinviertel
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Eingelegter Kalbstafelspitz in Kürbiskernöl
mit lauwarmen Erdäpfelsalat


2007 Rotgipfler, Johanneshof Reinisch,
Thermenregion
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Teigtaschen mit Muskatkürbis gefüllt,
Ingwer-Kürbisgemüse und
Muskatweinsauce


2006 Goldmuskateller, Kellerei Kurtatsch
Südirol, Italien
*
Krosser Zander mit feinem Weinkraut
und Traubensauce


2007 Pinot Blanc halbtrocken,
Maurer, Weinviertel
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Karrée vom Lamm mit Rosmarinsacue,
Bohnenpürée und Kartoffelstrudel

oder
Geschmorte Hirschkalbskeule mit Rotwein-Preiselbeersauce,
Wirsingkohl und Quarkkartoffelkloß


2006 St. Laurent "vom Steinfeld",
Johanneshof Reinisch, Thermenregion
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Kaiserschmarrn und Zwetschgenröster

2006 Cuvée Auslese, Angerhof Tschida,
Neusiedlersee, Burgenland

Preis pro Person inkl. begleitender Weine,
Wasser und Kaffeespezialität
44,50 €

Da gibt es zunächst einmal vom Preis her nichts zu meckern. Jedoch - Sterneküche wird natürlich nicht geboten. Viele Dinge waren nett (hervorragend: Rote Bete), aber belanglos oder nicht gaumenkitzelnd zusammengestellt und wirkten daher wie Sättigungsbeilagen. Highlight war überraschenderweise der Zander, der sehr kross angebraten daherkam, aber dennoch erstaunlich saftig auf der Zunge zerging. Zander ist ja nicht so arg geschmacksintensiv, durch das kräftige (und vermutlich kurze) Bruzzeln an der Haut bekam er aber ein unvergleichliches Aroma. Was von der Hirschkeule nicht behauptet werden kann, denn so hätte meine Oma sie auch serviert: qualitätsmäßig OK, aber einfach langweilig. Kaiserschmarrn zum Nachtisch war ziemlich aromatisch, aber etwa 3 Nummern zu trocken, da halfen auch die eingelegten Pflaumen nichts. Insgesamt sind die Speisen sehr bieder und hausbacken, immerhin bei guter Qualität. Das Restaurant ist zu empfehlen, wenn man keine Experimente mag und vielleicht die Uroma zum essen ausführen möchte.

 

 

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Im April 2011 lässt sich nicht verleugnen, dass die Dill-Küche einen ordentlichen Sprung nach vorn gewagt und die bisherige Biederkeit abgestreift hat. Zwar muss ein Gast damit rechnen, dass das Handy des um die Tische streifenden Chefs melodiös klingelt und er Gespräche zum Thema "Wie viel verdiene ich am Mittagstisch" zu hören bekommt - aber besser hemdsärmeliger Charme als gar keiner.

Zur Eröffnung wurde uns ein Schaumsüppchen von heimischen Bärlauch serviert, leider eine bemerkenswert dünne Plörre, die fatal an die finsteren 60er Jahre in der deutschen Gastronomie erinnerte. Ein wenig mehr Aroma, vielleicht ein Hauch von Creme Fraiche, die beiden Croûtons erst kurz vor dem Anrichten hinzugefügt - die Suppe wäre toll geworden.


Versöhnlich stimmte ein gebratenes Rinderfilet mit Rotweinessig-Sauce,
gerahmtem Kohlrabi und neuen gerösteten Kartoffeln. Besonders das zarte Sahnegemüse überzeugte - selten so leckeren Kohlrabi gegessen!
Der Koch rühmt sich der hoch dekorierten Restaurationen, in denen er bereits tätig war und so stellt sich beim Anblick der zunächst weißen, dann aber sehr schnell dunkelrosa gefärbten Sauce die Frage, ob ihm im Le Canard oder im Atlantic denn niemand den genialen Trick beim dicken Steak verraten hat: Ruhen lassen!

Ansonsten waren Fleischqualität samt Garpunkt einwandfrei, obwohl natürlich eine vorherige Nachfrage, ob das Filet denn medium sein soll, nett gewesen wäre.


 

Das mit Prosecco aufgefüllte Rhabarber-Orangensorbet war erfrischend und OK, allerdings nichts Besonderes, ebenso wie der kleine Käseteller, bei dem jedoch trotz aller Versuche nicht zu ermitteln war, worin die zugehörigen drei angeblich eingelegten Trauben eigentlich eingelegt gewesen sein sollen - sie waren trocken.

  
 

Wenn die kleinen handwerklichen Patzer nicht wären, könnte dieses Menü (2 Personen / 50 Euro) richtig groß sein. Sehr schade, denn für eine deutliche Verbesserung wäre gar kein Einsatz von Geld oder teuren Gerätschaften nötig, etwas mehr Sorgfalt könnte schon viel bewirken.

 

Landhaus Dill         

Elbchaussee 94    22763 Hamburg

 

 

 
 
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