El Bulli (2007)

 

 

   

Auch im Jahr 2007 lohnte sich ein Besuch im El Bulli - wenngleich dieser Tipp niemandem hilft, denn der Laden ist ja schon lange ausgebucht. Das Restaurant war Teil der Documenta 12 - eine im Rahmen der Kunst (Halle G in Kassel) erwählte und speisende Gästin fragte mich, was ich denn im El Bulli täte und guckte doch sehr überrascht, als meine Antwort 'essen' lautete. Vielleicht hatte sie recht, denn mit normalem Essen ist die 30-Gänge-Mahlzeit in der Tat kaum vergleichbar. Ich habe den Eindruck, Ferran Adria macht Zutaten zu Delikatessen, die man normalerweise nicht essen würde, die als Abfall gelten und die, ja, richtig billig sind. 2007 zelebriert der Meister offensichtlich seine Baiser-Phase, kaum ein Gang ohne süßen oder salzigen Schaumkuchen. Das galt selbst für den Begrüßungscocktail:

Ein Holunderblüten-Margarita, dazu gab es die schon aus 2006 bekannten 'sphärischen Oliven', bekanntlich solche, die enorm nach Oliven schmecken und sich auch so anfühlen, aber keine sind.

Höchst originell fand ich auch den golden nugget, der sich als sehr golden erwies, im Mund aber quasi - nichts war:

Ich werde nun nicht alle 30 Gänge beschreiben, mir ist aber aufgefallen, dass alle Aromen sehr, sehr lange auf der Zunge blieben und damit nicht so flüchtig waren, wie man das sonst kennt. Besonders fiel mir das beim Hasensaft auf:

 Einfach grandios und wunderbar zart, zudem wohltemperiert der Kalbsschwanz (das Gemüse rechts, so die Anweisung, sollte zuerst verspeist werden):

Wie ebenfalls schon 2006 wurde wieder Makrelenbauch angeboten - eine herrlich zarte Delikatesse. Diese Art der Bauchfleischzubereitung ist sonst eher für Thunfisch gebräuchlich:

 Wer Stockfisch widerlich findet, wird von Herrn Adria eines besseren belehrt, auch wenn die als 'Topinambur' bezeichneten Trüffel dazu nicht wirklich passten:

Die Getränkeauswahl ist üppig, der 2006er Augustus Chardonnay aus dem Penedés zeichnete sich durch Leichtigkeit und Charakter aus, war allerdings mit 45,- Euro um 10,- Euro teurer als der 2003er vor einem Jahr. Lob gebührte dem Oloroso (Sherry). Und richtig spitzenmäßig war der Kaffee zum Abschluss, so etwas weiches und aromatisches habe ich lange nicht bekommen.

  

Die Muschel bestand aus Gorgonzola-Eis und passte gut zur Füllung, insbesondere zum säuerlichen Apfel.

Natürlich gibt es auch Sachen, die nicht so recht munden wollen, wer immer sie auch wie großartig zubereitet. Meine Angetraute konnte sich mit dem Anchovis-Filet überhaupt nicht anfreunden und ich selbst empfand den Austern-Joghurt durchaus als Zumutung.

    

Es muss nicht immer calamari fritti sein, zarter Tintenfisch lässt sich auch so servieren:

 

Mandarinenbonbons mit Curry und Pistazie

 

Die Menüs sind personalisiert, d.h. nicht jeder Gast bekommt das Gleiche auf den Tisch. Man kann allerdings ankündigen, was man überhaupt nicht möchte, ich habe auf Gänsestopfleber, Kutteln und Bries verzichtet - die Sachen waren ohnedies nicht im Programm. Es gibt auch nur ein Menü, selbst wählen ist nicht! Hier das englische Menü  vom Juli 2007.

Bei dieser Himbeergeschichte war die Nocke sauer und das Süße war Essig:

Wer wirklich wissen möchte, was der Spaß für drei Personen gekostet hat, darf gern einen Blick auf die Rechnung werfen. Viel Geld. Das Degustationsmenü war damit 20,- Euro teurer als 2006, aber die Erlebnisse auf der Zunge und auch die fürs Auge waren's wert. Ach ja: Satt geworden sind wir auch, wir brauchten keine Currywurst mit Pommes-Rot-Weiß hinterher.

Ein Besuch bei Herrn Adria lohnt allemal. Allerdings sollte man sich vorher schon gelegentlich mit gehobener Küche vertraut gemacht haben - dann wird es zum echten Erlebnis voller Überraschungen. Wenn man mich aber vor die Wahl stellte, wo ich jede Woche ein Mal essen wollte, ob im El Bulli oder in der Schwarzwaldstube des Herrn Wohlfahrt, würde ich, ohne einen Wimpernschlag lang zu zögern, den Schwarzwald wählen. Dort wird richtig und hochklassig gekocht.

Das Restaurant schließt Mitte 2011, Reservierungen sind nicht mehr möglich!

Der Meister beim Abschmecken

 

elBullirestaurant
(reservas)
Cala Montjoi S/N
Tel. 972150457
Fax. 972150717
17480 Roses (Girona)
/ Spanien

 

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