Zum Fasanenhof

 

Der überraschend sonnige Ostermontag lockte uns ins Hamburger Umland zu einer kleinen Ausfahrt - und natürlich meldete sich zur Mittagszeit die Lust auf eine Einkehr.
Unsere Wahl fiel auf das Landgasthaus "Zum Fasanenhof" in Jersbek, der zu unserem Glück, weil eigentlich rappelvoll, einen grad freigewordenen Tisch für uns hatte. Das Personal wirkte angenehm gut gelaunt, was in Anbetracht der vielen Gäste der Erwähnung wert ist.


Wir bekamen rasch unsere Karten, konnten ebenso zügig unsere Bestellung aufgeben und erhielten auch alles in sehr überschaubarer Zeit. Ich erwähne dies, weil das mittlerweile infolge des deutlich spürbaren Personalmangels leider keine Selbstverständlichkeiten mehr sind.

Zum Schmunzeln brachte uns die Bedienung als sie auf unsere Nachfrage, weswegen es weder einen Aperol Spritz noch einen Hugo gäbe, leutselig mitteilte, dass die Gäste am Tag davor alles ausgetrunken hätten. Bei der Feier wär' ich gern dabei gewesen.
Der Gasthof, der sich rühmt, seit 250 Jahren Gäste zu beköstigen, war der ursprüngliche Fasanenhof des Gutes Jersbek. In fußläufiger Nähe gibt es den Jersbeker Barockgarten, der bereits seit 1726 existiert, sowie einen Eiskeller zu bestaunen.

 
Das Landgasthaus, das mit einer Mischung aus alt und modern eingerichtet ist, verfügt über mehrere Räume, die teils miteinander verbunden werden können, sodass praktisch jede erdenkliche Gruppe dort einkehren und/oder feiern kann. (inklusive des Niedermachens sämtlicher Zutaten für einen Aperol Spritz und Hugo). Im Sommer kann man ebenfalls lauschig draußen sitzen, aber an diesem Ostermontag, der warm genug gewesen wäre, hatte man sich dagegen entschieden.
Die beiden bestellten Hauptgerichte: Lammbraten und Lammsteak stammten von der Tageskarte, die auch schon Spargel anbot und auf der Tafel vor dem Tresen wurde damit geworben, dass es nur noch wenige Tage lang eine halbe Ente mit allem Drum und Dran geben werde.


Beide Fleischqualitäten waren tadellos und erfreuten uns sehr, die Saucen waren zwar geschmacklich unterschiedlich, aber aus der industriellen Fertigung, was die köstlich krossen und mit würzigem Speck durchgeschwenkten Bratkartoffeln komplett wieder wett machten:

Wir haben bisher nur im Flickenschildt (HH-Mundsburger Damm) bessere bekommen, die Fasanenhofbratkartoffeln rechtfertigen also die Extraerwähnung.
Das Gemüse, eine Mischung aus Karotten, Bohnen, Lauch und Paprika und gestovten Möhren war wohlschmeckend, aber unauffällig und sehr wahrscheinlich Convenience Food, aber vielleicht tun wir da der Küche Unrecht. Wir waren insgesamt rundum zufrieden und orderten, trotz der üppigen Fleischportionen dennoch jeder ein Dessert. Das meinige hatte den exotischen Namen Schwarze Madonna und bestand aus Vanilleeiskugeln, Schlagsahne und einem dazugereichten Glas mit Pflaumenkompott, das man je nach Lust und Laune dazumischen konnte. Geschmacklich harmonisch und diese Art Nachtisch, wie man sie bei der Lieblingsoma bekäme, würde sie noch leben:

 
Das Panna Cotta in einem Glas wurde passender weise ebenfalls von einem zusätzlichen Glas Pflaumenkompott begleitet und gleichfalls sehr wohlwollend bis auf den Grund geleert:


Insgesamt eine Adresse, die durchaus zu einem zweiten Ausflug ins Ländliche animiert.

 

Genussanwältin

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Nachtrag: ein paar Wochen später sind wir nochmals hier an einem Sonntagmittag eingekehrt und wie schon erwartet, war es wiederum tüchtig voll. Der Aperol Spritz war nicht ausverkauft und gut gemixt.

In puncto Bratkartoffelqualität, die ich ja bei der ersten Kritik sehr gelobt hatte, hatte sich nichts verändert, auch das Dessert war nach wie vor gut. Nach so einem Satz kommt nun das Aber: Ich bekam bei meinem Hauptgericht, welches auf der Tagessonderkarte stand, es sollte ein Schweineschnitzel mit Pfifferlingen sein, zwar eine großzügige Portion wohlschmeckende gebratene Pfifferlinge, nur das Schnitzel kam aus der Tüte:

Formfleisch mit Einheitspanade ohne jeglichen Geschmack - und hätte nicht der Haufen Pfifferlinge zur Deckung auf dem furchtbaren Fleischfladen gelegen, hätte man allein schon an der Größe und Gleichmäßigkeit des Schnitzels erkennen können, dass es nichts Natürliches mehr an sich hatte. Sehr bedauerlich, zumal ich gerade in einem Landgasthof, der ansonsten ja gutes Fleisch auf seine Teller bringt, nicht damit gerechnet hatte, dass ich mit so etwas abgespeist werde.

"Ich habe es ja schon geahnt gehabt", sagte mein Mann im Nachhinein, "deswegen hab ich mir die Pfifferlinge mit Rührei bestellt." Die ihm ausgezeichnet schmeckten:

 Vielleicht sollte ich in Zukunft die immer schon voreingestellte negative Voraussicht meines Mannes mehr für meine künftigen Speisenbestellungen nutzen? Auf jeden Fall wird der Landgasthof zum Fasanenhof nun erstmal auf die Enthaltsamkeitsliste gehievt und dort sehr lange bleiben.

Genussanwältin

 

Zum Fasanenhof
Allee 18
22941 Jersbek

Tel. 04532 18 49

 


 


 

 
 
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