Fauchon

 

  

Wer in Hamburg gelegentlich beim Feinkostspezialisten Oschätzchen den Blick schweifen lässt, stößt dort unweigerlich auch auf die Edelprodukte der französischen Firma Fauchon. Es handelt sich um wirklich sündhaft teure Marmeladen, Terrinen, Tees, Schokolade, Kaviar und andere Leckereien.
Im heimatlichen Betrieb in Paris, direkt gegenüber der Pfarrkirche Madeleine (hier fanden die Trauerfeiern für Marlene Dietrich und Gilbert Bécaud statt) sind die Preise für den Sparfuchs-Gourmet zwar niedriger als in Deutschland, aber nur eine Spur. Ähnlich sieht es im Restaurant selbst aus:
Wir wurden dort von bestens gelaunten Kellnern - schwarz gekleidet, mit schmalen fauchon-pinkfarbenen Krawatten - am Tisch platziert. Die Herren waren, entgegen dem verbreiteten Image französischer Kellner, ausgesprochen freundlich und sehr bemüht, uns trotz unserer eher bescheidenen Sprachkenntnisse zufrieden zu stellen. Gesprochen wurde Französisch und Englisch, aber auch ein wenig Deutsch. Offenen Wein von ordentlicher Qualität gab es großzügig ausgeschenkt und zu sehr moderaten Preisen. Insgesamt ist der Laden weit peppiger und stylisher aufgemacht, als die über 100 Jahre alte Tradition vermuten lässt. Weit und breit kein Plüsch für Oma.

Man hat eine schöne Sicht auf die Madeleine und kann im Außenbereich gelegentlich verständnislose bis neidische Blicke aus den Stadtrundfahrt-Bussen genießen:


 

Doch zu den Speisen:
"Das war das beste Omelett meines Lebens", seufzte die Genusssklavin, nachdem sie ihren Teller niedergemacht hatte. In der Tat kam das mit Morcheln gefüllte Bio-Omelett auf die Sekunde exakt gegart auf den Tisch, innen noch beinahe flüssig.

 

Sanftes Pilzaroma, quasi eine Nuance, rundete die Sache auf der Zunge ab und es grenzt in der Tat an ein Wunder, was hier aus schlichten Eiern gezaubert wird. Perfekt auch der Salat dazu: Feine, ausgesuchte Blätter, gewürzt mit winzigen Pinienkernen und sehr kleinen Schnittlauchröllchen nur von extrem dünnen Halmen. Wie erwartet fiel auch der Preis extrem aus - 23 Euro wurden aufgerufen.


Mit ein paar Euro mehr schlug die Fleischplatte zu Buche, eine deftige Geschichte aus französischen Spezialitäten: In Brot gebackene Schweinefleischterrine, luftgetrocknete Salami an Radieschen, mit geräucherter Gänsebrust umwickelter, marinierter Spargel, luftgetrockneter Schinken sowie auf den Punkt gereifte Zuckertomaten.

Eine gelungene Demonstration dessen, was Frankreich so zu bieten hat, wenngleich ich an der Gänsebrust ziemlich lange zu kauen hatte.

Als besondere Spezialität Fauchons gelten Macarons, einem Baisergebäck aus Mandelmehl. Also sollten es zum Nachtisch ein Sixpack (10,- Euro) und ein Milchkaffee (6,- Euro) sein.

Macarons muss man mögen, meinen persönlichen Geschmack treffen sie eher nicht. Ich finde sie meistens viel zu zuckrig und zu matschig-voluminös im Mund. Diese allerdings waren erfreulich unsüß, originell aromatisiert und bereiteten durchaus Vergnügen - ein Fan von den Dingern werde ich dennoch nie.


Ein besonderes Lob gilt dem Kaffee. Weich, samtig und dabei doch kraftvoll, derart runden Kaffeegenuss bekommt man sonst kaum irgendwo geboten. Auch unbedingt einen Versuch wert:

Eclairs - mit 6,- Euro jedoch ambitioniert ausgepreist

 

Ein Besuch bei Fauchon lohnt sich auf jeden Fall. Wer davon noch nicht arm geworden ist, kann das im Ladengeschäft nebenan erledigen, dort gibt es alle nur erdenklichen Köstlichkeiten. Besonders zu empfehlen sind der Lavendelhonig und die Auswahl an Terrinen. Wir haben uns nach einer Probierrunde in die Perlhuhn-Terrine ('Terrine de Pintade') mit Calvados verliebt, das Glas gibt es für Fauchon-Verhältnisse sensationell billige 6,50 Euro. Es enthält eine geniale Geschmackskomposition aus Perlhuhn, Apfel und Pfeffer und ist auf frischem Baguette geschmacklich kaum zu übertreffen:

Wir haben auch den Earl-Grey-Tee auf Chinatee-Basis (13 Euro / 100g) versucht, der kommt in einer hübschen Dose daher und wurde mit Kornblumen gemischt. Letztere machen allerdings allein optisch etwas her, Geschmack geben sie nicht ab. Es handelt sich um eine kräftige Mischung, die sparsam dosiert werden sollte, auch am Bergamotte-Öl wurde nicht gespart.

Apropos billig: Wer für den Luxus lieber weniger Geld ausgeben möchte, kann das kleine Bistro noch eine Tür weiter rechts aufsuchen. Dort gibt es die Salate und belegte Baguettes von der Karte in der Kühlung, etwa zum halben Preis. Ebenfalls erhältlich sind natürlich Croissants, Baguettes, Schokobrötchen und (wirklich köstliche!) Rosinenschnecken. Viele Gourmets decken sich dort ein und begeben sich dann auf die breiten Stufen der Madeleine, um zwischen römischen Säulen und roten Blumen in Ruhe die Köstlichkeiten zu genießen.


Der Franzose an sich bevorzugt bekanntlich ein karges Frühstück, ein Espresso mit Fauchonschoki kostet knapp 3 Euro. Für unser üppigeres Frühstück mit buttrig-leichtem Croissant und Milchkaffee samt Schoki haben wir rund 5 Euro bezahlt.

Bemerkenswerterweise sind Croissants hier nicht teurer als anderswo - hohe Preise bei Croissants, Baguettes, Wein und Metrofahrkarten sind in Frankreich offenbar nicht durchzusetzen.

Fauchon
24-26 Place de la Madeleine
75008 Paris, Frankreich
+33 1 70 39 38 00

 

 
 
genussgenie.de