Frische Grube

'Frische Grube', das klingt für den
hungrigen Gourmet nicht eben einladend. Der Name bezieht sich allerdings
auf den Straßennamen sowie den kleinen Kanal, der nahe der Nikolaikirche
neben dem Restaurant vorbei fließt.
Das spartanisch eingerichtete Restaurant
hatte im Juli 2024 an vier Abenden pro Woche geöffnet, donnerstags bis
sonntags.

Wir wurden von einer zugewandten und
munteren Mannschaft empfangen und den ganzen Abend hindurch sehr nett
begleitet.
Wie man der wöchentlich wechselnden Speisekarte entnehmen kann, wird
hier keine Standardküche geboten. Vielmehr kommt Spannendes und
Ungewöhnliches, fast schon Experimentelles auf die Teller. Das hinderte
einen Gast am Nebentisch nicht, sich lauthals darüber zu beklagen, dass
"ja gar keine Pommes" auf der Karte zu finden seien. Dafür gibt es drei
verschiedene Vorspeisen zur Auswahl, eben so drei Hauptgänge ,
vegetarisch, Fisch, Fleisch, sowie Dessert oder 'Käse vom Wismarer
Wochenmarkt'.

Die kleine Weinkarte bietet eher gefällige Tropfen, wir fanden aber
einen halbwegs trocken-vollmundigen Blanc de Noir (Weißwein aus roten
Trauben) in Bioqualität für runde 30,- € pro Flasche.
Vorweg gab es als Küchengruß eine mittelprächtige, cremige Tomatensuppe
im Glas. Sie schmeckte allerdings wie aufgewärmt.

Ansonsten erwartet den Gast erwartet hier eine angenehm leichte Küche,
mit großer Souveränität zelebriert. Das begann bei den Vorspeisen mit
der säuerlich-würzigen, kalten Joghurt-Gurkensuppe und den asiatisch
angehauchten, auf den Punkt gebratenen Garnelen.


Es setzte sich fort mit einem genialen Seehechtfilet auf allerlei
Unterlagen, von denen am meisten die originelle Tintenfischbolognese
überzeugte:

Schweinerücken ist ja durchaus ein schwieriges Produkt, das beginnt
schon beim Einkauf: Zumeist bekommt man nur unterirdisch geschmacksfreie
Qualitäten von allzu fester Konsistenz. Ganz anders in der 'Frische
Grube': Zartestes Fleisch, wunderbar aromatisch und feinfaserig -
offenkundig sous-vide gegart. Der warme, milde
Kartoffel-Pfifferlings-Salat passte hervorragend dazu.

Die leichte Quark-Mascarponecreme samt Eis und voll gereiften Früchten
bildete angesichts der sommerlichen Temperaturen den richtigen
Abschluss.

Insgesamt ein hochklassiges, rundes Menü, das den guten Ruf des Hauses
rechtfertigt und auch erklärt, weshalb man hier unbedingt reservieren
sollte.

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Auch im Dezember 2024 konnten wir uns über
charmante Betreuung am Tisch freuen. Die Weinauswahl ist noch immer
beschrankt, es gibt ausschließlich Bioweine aus der Pfalz - und
durchgängig eher gefällig-leichte Tropfen, passend zur bistroartigen
Küche. Wir entschieden uns für einen mäßig charakterstarken Syrah
('Wertbeständig').

Die Speisekarte wechselt zwar wöchentlich, folgt aber im Grunde immer
dem gleichen Schema.


Nach dem netten Gruß aus der Küche überzeugte das Pastinakensüppchen auf
ganzer Linie, leicht, wohlschmeckend und einfach genial abgestimmt:
Dafür schwächelte die Wildbouillon etwas, sie hätte einfach viel mehr
Zeit auf dem Herd statt Salz gebraucht:

Ohne Tadel kam dann der Seehecht daher, wunderbar knusprig und saftig,
sehr feine Qualität:

Die wohl der nahenden Weihnachtszeit geschuldete Ente sah etwas
langweilig aus - und sie war es auch, da fehlte trotz genauer (und
natürlich vorbereiteter) Garung jeglicher Pfiff: Das kann die Küche
besser!

Der hübsch anzusehende Nachtisch war uns eine Spur zu süß, der
abwechslungsreiche und originelle Käseteller gefiel uns deutlich besser.


Ein lohnenswerter Besuch!
Frische Grube
Scheuerstraße 1
23966 Wismar
Tel. 03841 2440126