Heldenplatz

In früher Zeit musste man noch in blutiger Schlacht ein Leben nehmen, um als Held zu gelten. Danach avancierte zum Helden, wer jemandem das Leben rettete. Mittlerweile hat sich das Heldentum inflationiert, allerorten Lieferhelden, Friseurhelden, Optikhelden - und hier eben dieser Heldenplatz.

Laut 'Philosophie' des Restaurants ein Platz auch für "eine alleinerziehende, berufstätige Mutter" - was wirklich sympathisch zu lesen ist, sich in Angebot und Preis jedoch kaum niederschlägt. Bei unserem Besuch Mitte Juli 2019 haben wir denn auch nur gut situierte Pärchen angetroffen, denen ein Menüpreis von knapp 80,- pro Person nicht weh zu tun schien.
Von außen wirkt der Heldenplatz mit seiner schlicht weißen Fassade uncharmant wie eine Schnellreinigung, innen ist das Ganze erheblich stimmungsvoller.


Wir hatten uns, trotz erfreulich kleiner Karte, für das 'Schlemmersommermenü' entschieden. Das sollte 69,- € für zwei Personen kosten, knapp die Hälfte des regulären Preises der Einzelteller.

Sehr gut gefallen hat uns die freundlich dargebotene Wasserflatrate, also Wasser satt für 4,- € pro Nase. Der Service zeigte sich flink und wohlorientiert, nach kundiger Beratung entschieden wir uns für einen überraschend wuchtigen 2018er Grauen Burgunder (Vom Lößlehm, Weingut Ökonomierat Rebholz, Pfalz) für 51,- €.

Der erste Gang, "Seesaibling - Apfel / Gurke / Radieschen / Dill / Schmand" kam nicht nur optisch daher wie im Sternerestaurant, er mundete auch so - zarter Fisch, wunderbar runde Aromen- und Texturenvielfalt, klasse!



Artischocken sind allgemein nicht besonders geschmacksintensiv, haben in dieser Form als feinsämige Suppe auf zarter Entenbrust aber ein geeignetes Einsatzgebiet gefunden. Vom Artischockensalat war wenig zu bemerken, insgesamt ein netter, wenngleich nicht umwerfender Gang:


Der Hauptgang, "Rind – rosa gebraten – Süßkartoffel / Austernpilz / Nuss / Schnittlauch" kam nach längerer Wartezeit ("Wir haben Sie nicht vergessen!") ebenfalls sternewürdig angerichtet auf den Tisch. Die paar Austernpilze leider etwas schlabberig und quasi geschmacksfrei, dafür punkteten Süßkartoffelmus und Rind samt knusprigen Cashews mit vollem Aroma. Hinsichtlich des Fleischs, Tranchen vom Hüftsteak, merkte mein Mitesser, der Genusspapst, korrekterweise an, es hätte 'wirklich etwas zarter' sein dürfen:


Der Nachtisch "New York Cheesecake - Erdbeere / Sorbet / Melisse" war nett anzusehen, der Zunge bot aber allein das Sorbet Erfreuliches, denn der Kuchen kam trocken und langweilig daher:



Insgesamt ein feines Menü zu einem guten Preis, die reguläre Forderung für die Einzelteller wirkt etwas überzogen. Nichtsdestotrotz empfiehlt sich hier eine Reservierung, die Küche arbeitet bis 24 Uhr. Parkplätze sind Mangelware, besser die U-Bahn (Meßberg) nehmen, dann steigt man quasi vor der Tür aus. Und wer noch ein paar Schritte weiter zum Dovenfleet gehen mag, kann sich durch Brückengeländer die Elbphilharmonie ansehen:



Heldenplatz
Brandstwiete 46
20457 Hamburg

Tel. 040 30372250
 

 

 

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