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Restaurantkritiken für Hamburg und die
umliegenden Provinzen |
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Le Jules Verne
Der Eiffelturm ist ein geeigneter Ort für ein Spitzenrestaurant, der
Eingang am Südpfosten des Turms ist leicht zu finden, es gibt einen
eigenen Aufzug in die zweite Etage - und doch braucht sich hungrige
Laufkundschaft keinerlei Hoffnungen hinzugeben: Ohne Reservierung geht
nämlich nichts und reservieren kann man nur auf der
Jules-Verne-Webseite; gegen Hinterlassung der Kreditkartennummer und mit
der ausdrücklichen Einverständniserklärung, dass bei Nichterscheinen
ohne rechtzeitige Abmeldung (48 Stunden vorher) 85,- EUR pro Person
abgebucht werden dürfen.
Wieder zu Atem gekommen, stellten wir fest, dass die Angebote in französisch und englisch verzeichnet waren und dass es eine spezielle Damenkarte gab - auf der Karte meiner Angebeteten standen keine Preise. Auf meiner Karte hingegen schon, nämlich 85,- Euro für drei Gänge oder 120,- Euro für dieselben drei Gänge inklusive (ausschließlich französischen) Weinen, 19,- Euro für ein Glas Ducasse-Champagner.
Das Personal war flink bis hektisch und aufgeräumter Stimmung, versuchte sich sogar in deutschen Brocken. Persönlich fand ich den häufigen Wechsel der angesichts des vollbesetzten Restaurants gut beschäftigten Bedienung nicht sehr glücklich, zum Aufdecken, Abräumen oder Nachfragen bekam man jeweils ein neues Gesicht.
Besser gefiel uns die Vorspeise, foie gras de canard mit schwarzem Feigengelee auf speziellen Ducasse-Tellern. Der erste Bissen war mir etwas zu streng entig, dann aber entfaltete sich die volle Wonne dieser nicht eben fettarmen Spezialität, die herrlich feine Konsistenz. Toll! Der dazu eingeschenkte 2006er Sauternes passte, überzeugte eher durch feine Fruchtigkeit denn durch dramatische Süße.
Der Hauptgang, Bressehuhnroulade ('Frikassee') mit Gemüse, lebte von der hohen Produktqualität, das Huhn schmeckte erheblich hühnchenhafter, als man es in Deutschland von Hühnchen gewohnt ist, das Gemüse war Babygemüse. Es mag aufwändig gewesen sein, die Rouladen zu formen, aber große Kochkunst war beim besten Willen nicht zu erkennen. Die Möhren hatten eine Spur zu lange gegart, die Sauce war keine Offenbarung. Wohlgemerkt: Alles war schmackhaft und hätte vielleicht in den 70ern des vergangenen Jahrhunderts zu ausschweifenden Lobeshymnen hingerissen, im Jahre 2010 ist es einfach recht gut, mehr nicht. Ebenfalls gut passte der nicht zu schwere Chablis.
Zum Dahinschmelzen geriet das Schokolade/Vanille-Palet mit der Kaffeecreme, ein Reichsparteitag für die Zunge.
Dazu wurde noch ein Becher mit kleinen Marshmallows gereicht - zu süß. Ganz nett dagegen wieder die winzigen, mit dunklem Kakao bestäubten Cremewürfel, ebenso die frischen Himbeeren im Likörglas auf einer Art Mascarpone. Dazu gab es noch rundes Makronengebäck und versetzte einen finalen Zuckerschock - diese Stückchen dürften selbst schwer cola-abhängigen Kleinkindern zu süß schmecken.
Alain Ducasse mag der höchstdekorierte Sternekoch der Welt sein, bei
diesem Menü habe ich allerdings das Gewaltige vermisst, konnte nicht
einmal ein Konzept entdecken. Vielleicht hat er sich zurückgehalten.
Insbesondere beim Nachtisch herrschte wohl der Wille vor, es jedem recht
zu machen und darum vorsichtshalber alles quer durch den Garten zu
servieren. Sterneniveau wird hier sicher nicht geboten, kann
möglicherweise angesichts der Bedingungen auf dem engen Turm auch nicht
geboten werden.
Die Vorbereitungsküche und der Weinkeller liegen unter dem Champ-de-Mars.
Tour Eiffel, 75007 Paris +33 0145 55 61 44
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