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Restaurantkritiken für Hamburg und die
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Culinaria Deutschland
Endlich Pfälzer Saumagen selber machen ! Mit deutscher Küche verbindet man gern unschöne Gedanken an Gaststätten der späten 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, in denen deftige Fleischgerichte mit zerkochten Kartoffeln, Dosenbohnen und einer schweren, braunen Mehltunke würzarm und salzig serviert wurden. Das Ganze womöglich noch garniert mit einem ‚frischen’ Zigeunersalat mit eingelegten Möhrenschnitzen aus dem Glas, gefolgt von liebloser Dosen-Birne-Helene-Benachtischung. Mahlzeit ! Solche kulinarischen Zumutungen sind zwar glücklicherweise nur noch selten anzutreffen, aber sie haben sich doch in den Köpfen festgefressen und man speist keinesfalls deutsch, sondern mit Vorliebe beim Italiener, Türken, Griechen oder Chinesen. Gute Restaurants mit deutscher Küche sind daher selten geworden, dabei liegt das offenkundig nicht an einem Mangel guter Rezepte, wie das vorliegende Buch recht eindrucksvoll beweist – es gibt doch noch andere essbare Köstlichkeiten außer einem großen Fleischbrocken mit was drumrum... Culinaria Deutsche Spezialitäten ist kein gewöhnliches Kochbuch, es sortiert Rezepte nämlich nicht nach Fleisch / Fisch / Nachspeise , sondern nach Regionen und Bundesländern. Diese Regionen sind wie die Speisen mit sehr vielen, sehr schönen Bildern illustriert, und sie werden auch mit ihren menschlichen und landschaftlichen Eigenheiten liebevoll beschrieben – sogar geschichtliche Zusammenhänge werden erläutert und in kulinarische Zusammenhänge gestellt.. Wer ein reines Rezeptbuch sucht, liegt mit diesem Werk völlig falsch, denn nicht einmal ein Drittel des Umfanges von knapp 460 Seiten besteht aus Kochanweisungen. Dies ist mehr etwas zum lesen, schmökern, genießen und Anregungen holen – nichts für Leute auf Diät, auch wenn Fisch und Obst nicht fehlen. Es ist einfach ein RICHTIG SCHÖNES Buch, eines für Menschen, die Bücher mögen. Der Verlag Könemann hat großen Wert auf Qualität in jeder Hinsicht gelegt, was sich auch im Preis von 29,- Euro bemerkbar macht. Offenbar aber doch noch zu billig, denn Könemann hat mittlerweile seine Pforten geschlossen, es gibt nur noch Restbestände der Culinaria-Reihe zu kaufen, u.a. bei amazon.de Natürlich sind neben landschaftlichen Schönheiten auch regionale Rezepte beschrieben, wie eben auch der vielerorts gefürchtete Pfälzer Saumagen , die Frankfurter grüne Sauce oder Hamburger Aalsuppe – eben typische deutsche Spezialitäten (, die mich dann doch wieder zum Italiener treiben ;-) ). Zwischendurch findet sich immer wieder eine reich bebilderte Warenkunde, so dass bei Einkauf und Zubereitung wenig schief gehen kann. Die aufgeführten Rezepte sind auch nichts für überdrehte oder durchgeknallte 9-Sterne-Gourmetköche, die ein 29-Gänge-Menü mit püriertem Zanderfilet an sautiertem Pfifferling-Entenleber-Campari-Ragout kredenzen möchten. Vielmehr macht Culinaria deutlich, dass es weniger auf wilde, verwegene Raffinesse ankommt, sondern auf hochwertige Zutaten, die ‚auf den Punkt’ zubereitet werden. So etwas muss denn auch nicht teuer sein und eignet sich durchaus für Anfänger. Und es wird deutlich, dass deutsche Küche eben nicht nur aus deftigen Fleischspeisen besteht, sondern auch vielerlei vegetarische oder fischlastige Köstlichkeiten bietet. Man darf ja nicht vergessen, dass auch die chinesische Küche mit ihren Reisgerichten oder die italienische Nudelküche ursprünglich aus Mangel geborene Arme-Leute-Küchen sind – so ähnlich ist es auch mit der deutschen Küche, denn kaum jemand konnte sich früher die heute üblichen Fleischberge leisten. Natürlich kommt auch die Fleischzubereitung nicht zu kurz, Könemann hat lobenswerterweise die sogenannten neuen Bundesländer nicht vergessen und berichtet ausführlich über die Wurstkünste der Thüringer. Insgesamt ist Culinaria aber mehr ein Buch für jemanden, der eine Küche schon einmal von innen gesehen und sich dort an mehr als der mikrowellenmässigen Behandlung einer Tiefkühl-Pizza versucht hat. Denn im Gegensatz zu den Grundkochbüchern des Dottore Oetker ist das Register doch eher von mäßiger Qualität und sind die angegebenen Zubereitungszeiten eher vage. Mit 33 x 27 x 4 cm Größe passt dieses Oeuvre nicht in jede Küche und nicht in jedes Regal, aber ich finde es einfach toll – darum habe ich mir auch die Ausgaben Espana, Italia, USA, Karibik, Provence, Naturkost und Südostasien gegönnt. Alle zu empfehlen. Abraten muss ich von Culinaria Ungarn, weil die Rezepte nicht sorgfältig geprüft wurden – viele Zutaten in der Liste finden sich dann im Rezept nicht wieder, und wohin dann mit dem aufgeschlagenen Ei?
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