Culinaria Griechenland

 

 

Die griechische Küche weitaus mehr zu bieten als Fleischfitzel vom Drehspieß plus Pommes Frites und Gurkenquark mit Knoblauch. Das beweist das opulente Kochbuch Culinaria. Aber ansonsten:
Bilder von den griechischen Landschaften und Speisen, da kann man schon ernstlich ins Schwärmen geraten. Nicht alles sind Rezepte, es finden sich auch viele Abhandlungen über Honig oder Kräuter, insbesondere auf der Insel Kreta. Allein die Photos lassen das Wasser im Munde zusammenlaufen und auch die Beschreibung hat jemand verfasst, dem kulinarische Genüsse zumindest nicht fern liegen.
Deutlich wird auch, dass die griechische Küche der türkischen vielfach doch sehr ähnlich ist, das fällt schon an den Bezeichnungen auf: Teigware heißt eben griechisch bureki und türkisch börek. Und wie zumindest Großstädtern aufgefallen sind, unterscheidet sich ein Gyros allenfalls marginal vom Döner.
In wirklich epischer Breite und mit Hingabe widmet sich Culinaria dem Olivenöl - es gibt ja auch bis heute an den Straßenrändern Griechenlands kleine Miniaturkirchen, die Reisende zum Anhalten auffordern sollen. Darin befindet sich ein Glas mit Olivenöl, und wer den Docht entzündet, darf um Schutz bitten.

 

Die griechische Küche ist offenbar nicht so arg kompliziert wie beispielsweise die französische, man kommt auch mit viel weniger Gewürzen aus. Es fällt ja schon beim Besuch hiesiger Griechen auf, dass außer Salz, Pfeffer, Zitrone, Dill, Olivenöl, Thymian und Knoblauch nicht sooo sehr wild gewürzt wird - die Gerichte leben eher von Frische und Qualität als von ausgefeilter Raffinesse. Ist ja nicht schlecht !
Darum kauft man in Greece Gewürze auch eher frisch und in kleinen Mengen als abgepackt in Kilo-Dosen. Dementsprechend einfach sind auch die abgedruckten Rezepte nachzukochen, das sollte wohl auch ein Büchsenkoch ohne Mühe bewältigen.
Auch die Griechen brauchen etwas Süßes im Leben, und ein Großteil diese Buches widmet sich daher kalorienreichen Leckereien. Offenbar mag man es in Griechenland wirklich so süß, wie ich es hier aus Restaurants kenne - da wird doch sehr stark, für meinen Geschmack zu stark gesüßt. Selbst halbwegs natursüße Sachen wie Joghurt mit Walnüssen und Honig können einem ungeübten Zuckerschlecker glatt die Schuhe ausziehen.
Insgesamt ist Culinaria, wie alle Bücher dieser Reihe, ein ausgesprochen schönes und gelungenes Buch, das eher zum Lesen und Verweilen als zum In-die-Küche-Springen und Nachkochen anregt. Wer es aber doch mit letzterem versucht, wird schnell vorzeigbare Erfolgserlebnisse haben, auch wenn es ungewohnt ist, dass kaum ein Gericht ohne einen Viertel Liter Olivenöl auszukommen scheint.
Das Buch verursacht bei längerem Blättern wegen der schönen Bilder durchaus neben Hunger auch Fernweh - auch wenn vieles, was mir romantisch erscheinen will, wohl eher mit Armut zu tun hat. Jedenfalls ist das 2-Kilo-Werk sein Geld sicher wert gewesen, das Buch macht auch im Regal richtig etwas her, ist aber für die Küche doch etwas groß geraten.
Und es wäre auch schade, wenn Culinaria mit Olivenölspritzern verunziert würde.

 

 

Vom gleichen Verlag ist auch Culinaria Italia erhältlich. Das Werk aus dem Jahr 2002 sei jenen ans Herz gelegt, die nicht nur die übliche langweilige Aufzählung von italienischen Rezepten möchten, sondern die sich auch für Feinheiten und lokale Besonderheiten mit ihren Geschichten interessieren. Mit 25,- Euro nicht ganz billig, aber sehr zu empfehlen:

 

 
 
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