Heute koche ich.
Das Kochbuch für Männer.
Frauen gehören hinter den Herd und der
gehört ins Schlafzimmer – solche Sprüche aus dem Munde von Ewiggestrigen
gehören der Vergangenheit an. Heutzutage schuftet der Mann nicht nur den
ganzen Tag, ist abends ein verständnisvoller Partner und liebevoller
Vater, sondern er hat sich auch um die Kochkunst zu bemühen.
Dafür gibt es dieses Kochbuch für Männer. Um dem Aufjaulen
feministischer Buchhändlerinnen entgegenzuwirken, gibt es vom gleichen
Verlag ein ähnlich aufgemachtes Blondinen-Kochbuch. Oder das
Schlampen-Kochbuch aus dem Rowohlt-Verlag.
Das Männerkochbuch bedient beliebte Klischees, schon auf dem Titelblatt
ist ein Bild von einem Mann zu sehen, von einem ganzen Kerl, wie man ihn
sich eher auf Baugerüsten vorstellt. Vielleicht mit blankem Oberkörper.
Der gestählte Kerl präsentiert sich in Siegerpose vor einer gleichsam
von Männerhand entweihten und demolierten Küche, gekleidet in Jeans und
Muttis Rüschen-Schürzchen. Seinen Kopf ziert ein Edelstahl-Küchensieb,
haha !
Laut Vorwort richtet sich das schmale, gebundene DIN A4-Bändchen an
Herren, die im Notfall eher den Pizza-Dienst bemühen. Ich hatte nun auf
so richtig kernige Gerichte wie ‚halbes Wildschwein auf Toast’
spekuliert, wurde aber mit Weichgespültem wie ‚Apfelküchle in
Rotweinschaum’ enttäuscht. Welcher echte Kerl will denn so was ?
Die gerade mal 100 Seiten bieten gerade einmal 36 schön bebilderte
Rezepte unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Danach ist das Buch auch
unterteilt, es beginnt mit einfachem Apfelschneegestöber, gekennzeichnet
mit einem blauen Töpfchen. Weiter hinten gibt es vier blaue Töpfchen,
das sind dann so Sachen wie ‚Spargel-Käsecremesuppe mit Räucherlachs’ –
aber so richtig schwierig ist das auch nicht.
Zwischen den einzelnen Kochanweisungen finden sich immer wieder Tipps
für Kochanfänger, sei es zum Putzen von Blumenkohl oder zum Entfernen
von Fischgräten. Das ist zwar sehr hilfreich, aber nur, wenn das Buch
als Ganzes wie ein Roman gelesen wird, denn im Index finden sich die
Tipps nicht und sind damit im Notfall unauffindbar. Zum Ausgleich finden
sich immer wieder launige Zeichnungen vom muskelbepackten Titelhelden in
unterschiedlichen Posen.
Wenigstens die Rezepte selbst finden sich im Inhaltsverzeichnis. Zwar in
alphabetischer Reihenfolge, aber ohne Hinweis auf den
Schwierigkeitsgrad. Den einfachen Bohneneintopf, Schwierigkeitsstufe =
ein blaues Töpfchen, habe ich ausprobiert. Die Zutaten sind
übersichtlich aufgeführt, die Zubereitungshinweise auch.
Zubereitungszeit und Kalorienhinweise fehlen nicht. Der Bohneneintopf
war wirklich schnell zubereitet, allerdings geschmacklich dünn, es
fehlte an Kraft und Würzung. Die Autoren setzen zu sehr auf
Fertig-Kräuterpasten und zu wenig auf echte, selbstgekochte Brühe.
Spargel-Käsecremesuppe mit Räucherlachs habe ich auch versucht, auch
hier wird Instant-Hühnerbrühe als Grundlage empfohlen und insgesamt zu
fade gewürzt. Die Suppe war am Ende zwar lecker, aber ich hätte mir mehr
Sorgfalt beim Rezept selbst gewünscht: In der Zutatenliste wird 1 Eigelb
gefordert, das taucht dann aber bei der Zubereitung nicht mehr auf und
war übrig. Angesichts von nur 36 Rezepten sollte derartiger Pfusch
vermeidbar sein.
Zu fade war auch die ‚Chinesische scharf-saure Suppe’,
Schwierigkeitsgrad = 3 blaue Töpfchen. Nur mit viel Cayenne-Pfeffer, der
im Buch keine Erwähnung findet, wurde sie dann etwas scharf.
Es gibt noch mehr zu meckern, nämlich das störende Produkt-Placement.
Soll Mozarella verwendet werden, steht in Klammern dahinter: z.B. von
Zott. Haferflocken: z.B. von Kölln. Nussnougatcreme: z.B. Nutella. Das
Werk ist jedoch kein Werbegeschenk, sondern will bezahlt sein.
Insgesamt empfehle ich ‚Heute koche ich !’ als Verlegenheitsgeschenk
oder müden Partygag, wenn einem nichts Besseres einfällt und es ein
Geschenk im niedrigen Preissektor sein soll. Kostenpunkt 5,- Euro.
Allerdings sollte der Beschenkte kein dünner Hering sein, er könnte
wegen des immer wieder abgebildeten Kraftmenschen Komplexe bekommen. Es
wird alles so erklärt, als wären Männer soeben den Höhlen des
Neanderthals entkrochen.
Für Anfänger ist die bunt aufgemachte Rezeptsammlung eigentlich nichts,
wegen der Fehler und wegen nicht vorhandener Präzision bei den Gewürzen.
Nur derjenige, der schon oft am Herd gewerkelt hat, wird mit den
Gerichten noch etwas anfangen können, andere sollten doch besser zur
Tiefkühlkost, z.B. Bofrost mit einem blauen Töpfchen, greifen.