Voll fett kochen - Pia Westermann
Die Aufmachung des
Buchs erinnert stark an eine Frauenzeitschrift, denn alle kleinen
Textschnipsel über den Rezepten haben die gefürchtete Qualität von
Chick-Lit - es sollen also wohl Frauen angesprochen werden. Vielleicht
hat die Redaktion gewusst, dass die meisten Spitzenköche Männer sind.
In Zeiten, in denen Abnehmen und Diäten vorherrschende Themen sind, ist
so eine voll fette Rezeptsammlung eine originelle Idee. Allerdings
erhebt sich die Frage, weshalb zwischendurch immer wieder eine
bemerkenswert schlanke Esserin abgebildet wird.
Die Gerichte im Buch hat die Autorin etwas willkürlich nach
Tagesabschnitten sortiert, es gibt aber ein brauchbares Register. Alle
Rezepte sind stimmig und funktionieren, offenbar wurden sie tatsächlich
getestet; leider keine Selbstverständlichkeit.
Ich habe eine Zitronen-Carbonara versucht (Seite 109), ein Nudelgericht
mit ordentlich geräuchertem Speck und Sahne. Die Zubereitungszeit wird
mit 25 Minuten angegeben, ich habe nur gut 15 gebraucht - und in dieser
Zeit wirklich eine leckere Mahlzeit für zwei auf die Teller gebracht.
Trotz der Kalorien wirkte das Gericht nicht schwer, die Kräuter
(Basilikum/Petersilie) sowie die Zitrone nahmen dem Ganzen die
Mächtigkeit:
Das mit Backpflaumen gefüllte Schweinefilet (Seite 120) macht zwar
optisch Einiges her, überzeugt aber geschmacklich nicht: Trotz des
Weißweins, des gebratenen Specks, der Kräuter, der Zitronenschale und
der Hühnerbrühe bleibt das Ganze auf der Zunge auffallend nichtssagend -
wiewohl ich die empfohlene, zu reduzierende Brühenmenge verdoppelt habe.
Zu viel Creme Double kostet einfach zu viel Aroma, es bleibt nur ein
angenehmes Mundgefühl - das zuweilen glücklicherweise den Weckruf von
etwas Backpflaume (vorgeschlage Anzahl 2 wurde vervierfacht) erfährt:
Viele Rezepte sehen die Verwendung von reichlich durchgedrücktem
Knoblauch vor, das ist mir manchmal zu viel des Guten und ich
schmore/koche nur eine ganze Zehe mit, die ich vor dem Servieren
entferne; so bleibt nur die Ahnung vom Knoblauch.
Wer nichts mit no fat oder low fat oder vegan oder Magerkostsalat am Hut
hat, wird an diesem Band sicher seine Freude haben.