Le Cygne

 

Das Le Cygne ist uns noch als Restaurant mit einem Stern bekannt. Weshalb es mittlerweile auf den Bib Gourmand-Status abgerutscht ist, haben wir nicht verfolgt, weil dies auch häufig Informationen sind, die man eher als Einheimischer erhält und die nicht automatisch im Internet veröffentlicht werden. Die Örtlichkeit, nämlich ein sehr hübsch in blau gestrichenes Fachwerkhaus, ist jedenfalls unverändert geblieben.
Gundershoffen liegt in einem Teil des Elsass', der weniger touristisch genutzt wird, was man schon daran ausmachen kann, dass wir, wie schon damals, die einzigen deutschen Gäste waren.
Nur am Rande sei erwähnt, dass man uns wegen einer Familienfeier, bei der bis zum letzten Tisch alles gebraucht wurde, für den ursprünglichen Termin stornierte und einen Ausweichtermin anbot, denn wir dann wahrnahmen.
Es gab, und insoweit konnte man schon deutliche Unterschiede erkennen, die Möglichkeit zwischen zwei Menüs zu wählen, die beide 4 Gänge enthielten und sich im Preis unterschieden. Wir wählten das Menü Gourmand für 58 Euro und starteten als Amuse geule mit einer kleinen Melonenkugel, die sich auf einer tomatigen Sauce befand und gut damit harmonierte. Das auf den Tisch gestellte Brot im Körbchen mit lockerem Sauerteigbrot nutzten wir im Laufe des Menüs, um immer mal wieder die leckeren Saucen aufzutunken.


Danach erhielten wir eine Gazpacho, wie man sie besser nicht selbst herstellen könnte, denn sie war beeindruckend frisch und würzig, einfach perfekt abgestimmt.


Es folgte der erste Gang Gänseleber, Rote Bete und Passionsfrucht Condiment, das aus einer reellen dicken Scheibe Gänseleber bestand, zu der frisch gebackene und geröstete Briochescheiben gereicht wurden. Die Rote Bete war insoweit etwas enttäuschend zubereitet, weil sie einfach nur schlicht in eine Vinaigrette gegeben wurde und somit eigentlich sehr durchschnittlich daherkam. Insgesamt passte allerdings das Ganze trotzdem gut zusammen und war ein schlichter, aber schmackhafter 1. Gang.


Als zweiten Gang gab es Seeteufel-Medaillon auf Hummersauce und Pepinette mit Pesto-Basilikum-Rucola. Absolut gelungen, wenn auch die Hummersauce eher verhalten schmeckte, aber zusammen mit den Reisnudeln und einem Tuff gebratener Pfifferlinge immer noch so köstlich, dass wir den Rest der Sauce mit dem dargereichten Sauerteigbrot aufnahmen.


Der dritte Gang bestand schlicht aus einem saftigen, sehr feinen Rinderfilet auf begeisternder Sauce Bordelaise, umrahmt mit diversem Gemüse von Zwiebel über Möhren, Zuckerschoten bis hin zum Fenchel. Ein köstlicher Gang, weil das Fleisch einen perfekten Geschmack mitbrachte und die Sauce Bordelaise gelungen war.
Zu den einzelnen Gerichten tranken wir übrigens einen Riesling „Bruderbach“ aus dem Elsass aus der Domaine Loew, der sich sehr fein mit den einzelnen Gängen vertrug.


Das Dessert bestand aus einer Reihe gebratener Aprikosen, Jasmintee-Creme und Quark-Eiscreme. Während man die Jasmintee-Creme nicht herausschmecken konnte, punkteten die Aprikosen umso mehr, denn sie schmeckten frisch, intensiv und stellten einen feinen Gegenpart zur Quark-Eiscreme dar.

Ein guter Abschluss, der noch ein wenig erweitert wurde durch ein weiteres Dessert, welches zum erstaunlichsten Cappuccino meines Lebens gereicht wurde. Deswegen erstaunlich, weil ich noch nie so einen derartigen schnittfesten und obendrein lange haltbaren Milchschaum in einer Höhe von ca. 10 Zentimetern auf meinem Kaffee hatte.

Es wurde also dazu gereicht: unauffällige Schokoküchlein, zwei saftige Shots, die so undefinierbar schmeckten, dass man sie auch an den Nachbartischen nach dem Probieren stehen ließ; aber dann noch Beerenfruchtgelee-Würfelchen, die leckerer nicht hätten ausfallen können. Also eine höchst unterschiedliche Mischung an gelungenen und fast schon als misslungen zu bezeichnendem Zusatzdessert.

Insgesamt gewannen wir den Eindruck, dass das Le Cygne völlig zu Recht keinen Michelinstern mehr tragen darf. Was nicht heißt, dass es uns nicht geschmeckt hat. Es war schmackhafte bodenständige teils unprätentiöse Küche aus dem Elsass.

Genussanwältin
 

Le Cygne
Grand Rue 35
67110 Gundershoffen, Frankreich
Telefon: +33 388 72 96 43

 

 
 
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