Man Wah
Zu Zeiten, als man in Hamburg noch brav bis spätestens 23 Uhr gefuttert
haben musste und man außer im Erika's Eck nichts mehr zu essen bekam,
hatte das Man Wah, das es seit 1977 gibt, bereits bis in den frühen
Morgen geöffnet und war unsere Anlaufstelle für den kleinen Nachthunger.
Immer schon in der Mitte des Spielbudenplatzes gelegen, quasi die linke
Ecke des großen Häuserblocks, welcher rechts mit der Davidwache beginnt,
bot das Man Wah Dim Sums an, die sonst keiner der üblichen
Ummeeckechinesen auf die Karte zu setzen wagte. Der normale Hamburger aß
damals sein mit dicker brauner Soße übergossenes Hähnchen mit Ananas,
Ente kross oder süss-sauer und Rindfleisch mit Bambus und war glücklich
und stolz darauf, mal wieder so richtig exotisch gegessen zu haben. Das
Man Wah protzte bereits 1977 mit einer Dim Sum Liste, die sich sehen
lassen konnte und wer einen Blick auf die Kundschaft warf, musste
zugeben, dass sich in keinem anderen chinesischen Restaurant so viele
Asiaten zum Essen hinsetzten wie dort. Also ein gutes Zeichen.
In der Zwischenzeit sind wir Hamburger und auch die Zugereisten mutiger
geworden und obendrein sind Dim Sums in Mode gekommen, so dass viele
andere Restaurants durchaus respektabel nachgezogen haben.
Aus nostalgischen Gründen, aber auch, weil wir einen Freund zum Dim Sum
Essen einladen wollten, kehrten wir nach ein paar Jahren der Abstinenz
ins Man Wah zurück, welches zwischenzeitlich eine weitere dem Restaurant
gut tuende Renovierung hinter sich gebracht hatte. Es sieht jetzt alles
etwas moderner und ansprechender aus.
Zu unserer großen Freude stellten wir fest, dass sich aber an der
traditionell irren langen Dim Sum Liste nichts geändert hatte und
orderten drauf los: Z3, Z9, A2,A3,A6,A8,A19 und A27, worunter sich nun
vermutlich kein Leser etwas Essbares wird vorstellen können.
Z3 Fritierte Nudelteigtaschen mit Schrimps waren üppig mit dem
Meeresgetier gefüllte, leicht nach Zitronengras schmeckende in leichtem
Teig:
Z9 Backbrötchen gefüllt mit geröstetem Schweinefleisch sahen fast wie
ein gut gemachtes schlichtes Weizenbrötchen aus, hatten aber eine schön
herzhafte Füllung aus Schweinefleischstückchen in dunkler Soße:
A2 Gedämpfte Nudelteigtaschen mit Schweinefleisch und Schrimps, gut
gefüllt mit viel Füllung und sehr wenig drumherum.
A3 Gedämpfte Schweinefleischklöße mit Schrimps und Abalone wirkten wie
eine Minifrikandelle aus Schweinefleisch und Schrimps und obendrauf die
Abalone.
A6 Gedämpfte Rinderhackklöße waren fest und ein wenig in der Konsistenz
wie Bratwurst.
A8 Klebreis-Kloß mit Fleischfüllung, gewickelt im Lotusblatt ist ein
kleines optisches Highlight, wenn die in ein großes Lotusblatt
gewickelte Portion Reis mit Füllung noch dampfend an den Tisch kommt.
Drinnen sehr klebriger Reis und wie kleine Überraschungsinseln jede
Menge Fleischstückchen enthaltend. Das Lotusblatt gibt diesem Reis eine
besondere Geschmacksnote:
A19 Gedämpfte Hefeteigbrötchen mit Hühner- und Schweinefleisch sehen aus
wie kreuzweise eingekerbte kleinere Buchteln, haben es aber in sich. Der
leicht süßlich wirkende tuffe Hefeteig macht sich gut zur kräftig
schmeckenden Füllung.
A27 Fritierte Wan Tan mit süß-saurer Soße sind geschmacklich nicht sehr
erwähnenswert. Halt Wan Tans, wie man sie so kennt.
und mal kein Dim Sum, sondern schlicht Ente, saftiges Fleisch, krosse
Haut und wer es dringend brauchte, konnte diese Köstlichkeit in braune
Chineseneinheitssoße tunken:
Zu den Preisen kann man pauschal sagen, dass sich die Dim Sums zwischen
etwa 3,90 Euro für Bao gefüllt mit Schweinefleisch und 7,00 Euro für die
frittierten Wan Tans bewegen.
Apfelschorle 0,4l 3,40 Euro, grüner Tee 3,60 Euro.
Und selbstverständlich bekommt man im Man Wah auch all das, was es sonst
in einem chinesischen Restaurant um die Ecke gibt. Wer allerdings noch
nie eine klassische Nudelsuppe gegessen hat, sollte unbedingt hier eine
dieser Riesenschüsseln ausprobieren.
Genussanwältin
Man Wah
Spielbudenplatz 18
20359 Hamburg
Telefon: 040 3192511