Mazza
Wir waren zuvor noch niemals in diesem syrischen Restaurant gewesen und
bestellten darum einen Tisch mit Meerblick. Den bekamen wir nicht, dafür
aber einen schönen Fensterplatz, von dem aus die Parkplatzproblematik
der Örtlichkeit schön beobachtet werden konnte - der Kenner fährt
wirklich besser mit der U-Bahn vor (Schlump).
Man sitzt in vergleichsweise schlichtem Ambiente, also nicht etwa
inmitten von überbordendem Oriental-Kitsch. Allerdings stehen die vielen
Tische recht nahe beieinander und es gibt nichts im Raum, was den Schall
brechen könnte - schwierige Akustik.
Das ausschließlich männliche Personal zeigte sich angetan von unseren
Sonderwünschen hinsichtlich der Tischauswahl, war sehr verbindlich und
so wählten wir flugs ein Menü namens "Orientalische Verführung".
Zunächst gab es allerdings warmes Fladenbrot mit Olivenöl und Gewürzen.
Ich war müde von des langen Tages Fron uns bestellte erst einmal einen
Mokka, der kam sofort in einem Napf und weckte die Lebensgeister (Mokka
unbedingt einen Moment stehen lassen, der ist nicht gefiltert!).
Laut Menükarte folgten nun "MAZZA – syrische Vorspeisenspezialitäten –
serviert in tausendundeinem Schälchen". Sie wurden nach und nach sehr
liebevoll vom Kellner auf dem Tisch drapiert, bis kaum Platz mehr war.
Hübsch anzusehen , aber wir erwogen selbstverständlich ernsthaft eine
Beschwerde beim zuständigen Ordnungsamt, denn tatsächlich waren es viel
weniger Schälchen als 1001 - nämlich nur 24.
Sie waren durchweg mit kalten, vegetarischen und wohlgewürzten
Vorspeisen belegt. Von in Rosenwasser eingelegten Möhren über
geräuchertes Auberginenmousse mit Sesamöl und Limonen bis zur
gaumenschmeichelnden Kicherbsencreme bot sich ein überwältigend bunter
Anblick. Wir haben nichts übrig gelassen.
Nächster Gang: "Falafel & Lammwürstchen auf Petersiliensalat
mit Weizengrütze und Tomaten." Falafel fiel erfreulich saftig aus,
oftmals sind sie ja leider zu trocken. Dafür überzeugte das
Lammwürstchen zwar mit Wohlgeschmack, schockte aber auch mit üppigem
Fettgehalt. Gerettet wurde das Ganze vom säuerlich-aromatischen Salat,
insgesamt damit dann doch noch eine runde Sache.
Knusprig-salzig kam dann der Loup de Mer auf Currysauce und
Orangen-Couscous daher, ein erfreulich leichter Gang mit viel Duft.
Die Krönung des Menüs war zweifellos ein wunderbar mariniertes, zartes
und auf den Punkt gebratenes "Lammfilet auf Kefraya-Schalotten-Sauce
mit orientalischer Kohlvariation". Am Tisch machte sich andächtiges
Schweigen breit, so gut gemachtes Lammfilet hat man selten auf dem
Teller. Chapeau! Dazu wurde Reis mit Granatapfelkernen gereicht.
Als Nachtisch bekamen wir schließlich "Die süße Sünde des Orients
Katayef – orientalischer Crêpe, gefüllt mit Frischkäse, Honig und
Pistazien & hausgemachtes Mandeleis" kredenzt. Auf den ersten Blick ein
bisschen viel und ein bisschen quer durch den Garten. Sowohl das
Mandeleis wie auch der ungewöhnliche Crêpe überzeugten uns aber auf
ganzer Linie. Wir hatten, offen gestanden, eine orientalische
Zuckerorgie vom Schlimmsten erwartet, bekamen aber das glatte Gegenteil:
Unerwartete und originelle Geschmacksfülle statt Süße. Sehr gut!
Das 5-Gang-Menü wird bis Ende März 2014 in Zusammenarbeit mit dem
Weinhändler Rindchen angeboten, und zwar für 38,50 Euro pro Person - das
ist es wirklich wert.
Dazu gibt es, natürlich, auch Rindchens Weinempfehlung:
Das Weinpaket inklusive Wasser zum Aktionspreis von 20,50 Euro.
Zu jedem Gang wird ein korrespondierender Wein vom Weingut Klosterhof
aus der Pfalz serviert:
Silvaner QbA trocken Zeller Kreuzberg, Weingut Klosterhof
Portugieser QbA trocken Alte Reben, Weingut Klosterhof
Riesling Spätlese trocken, Zeller Schwarzer Herrgott, Weingut Klosterhof
Zero 8 Rotweincuvée QbA, Weingut Klosterhof
Madeira Wine Sweet 5 Jahre, H.M. Borges
Die Weinauswahl hat sich, bis auf den dünnen Silvaner zu Beginn,
durchaus gelohnt. Es wurde ausgesprochen großzügig aus- und auch
nachgeschenkt. Kaffee - auch der erste vorweg - und Mineralwasser waren
im Preis enthalten.
Mazza
Moorkamp 5
20357 Hamburg
Tel. 040 28419191
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