Meierei / Glücksburg

  

Die zur Zeit (Ende Mai 2022) mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Meierei residiert im idyllisch gelegenen Hotel 'Alter Meierhof' im Parterre. Die Räumlichkeiten werden morgens auch als Frühstücksraum genutzt. Man sitzt nett, mit weitem Blick auf die Flensburger Förde bis nach Dänemark.

Trotz des fischlastigen Menüs - man kann nicht wählen - entschieden wir uns für einen Rowein (Syrah), einen kundenfreundlich kalkulierten und überraschend weichen 2018er La Sybarine Côte-Rôtie 2018 aus der Domaine Garon für 72,- €.


Hier ein Blick auf das Menü (rund 200,- € pro Person):


Vorweg gab es beeindruckende Küchengrüße, die nicht nur optisch punkteten - als militanter Austernhasser habe ich sogar die zum 'goldenen Ei' servierte pochierte Auster genossen.


Als erster regulärer Gang kamen die kalt marinierten Jakobsmuscheln auf den Tisch und boten ein schönes Aromenspiel mit dem Saiblingskaviar - beides wurde von der Brunnenkresse nicht etwa erschlagen, sondern hervorragend ergänzt:


Ähnlich funktionierte das mit der sautierten Langustine in Curry - da hatte ich wirklich befürchtet, dass Curry alles dominieren würde. Weit gefehlt, der spannende Gegensatz von milder Languste zu durchaus scharfem Curry führte zu einem extrem harmonischen Ganzen: Ein Highlight!

Languste

Heilbutt


Auch der Heilbutt in Beurre Blanc bot mehr als grünes Tellertheater und erwies sich als genialer Gaumenschmeichler , nicht anders als das folgende Seezungenfilet mit frischer Morchel. Das Menü schien einer Linie zu folgen, die als Motto 'Grün' und 'Kaviar' hatte, denn beides fand sich gut eingewebt immer wieder.

 

Schwächster Gang sollte das Rückenfilet vom Lamm sein, dessen knusprige gemeinte Oberfläche leider nur labberig und fettig daherkam und dessen Beilagen wie Artischocke naturgemäß nur wenig Aroma mitbrachten. Darüber tröstete ein wenig Kalbsbries in Couscous hinweg, denn hier wurde mit der Ähnlichkeit der Komponenten gespielt - Textur, Aussehen und Aroma vom Couscous unterschieden sich nur marginal voneinender, eine sehr originelle und auch leckere Idee:


Noch mehr Trost boten dann das erfrischende Vordessert sowie das eigentliche Dessert mit viel Apfel und weißer Schokolade. Wunderbare Pralinen gab es hernach auch noch, besonders bemerkenswert war das weiße Teil mit einer kräftigen Pesto-Füllung.


Insgesamt ein sehr rundes Menü! Um es hemdsärmelig zu formulieren: Dirk Luther kann viel besser Fisch als Fleisch - die Erfahrung hatten wir auch schon gemacht, als er noch vor Urzeiten (2005) in Alt-Duvenstedt am Herd wirkte, uns eine eher grenzwertige Taubenbrust servierte und mit köstlichstem Steinbutt wieder gnädig stimmte.

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Seine beiden Michelinsterne hat das Restaurant verteidigt - und das sehr souverän. Gab es 2022 noch kleine Schwächen im für Carnivoren interessanten Bereich, waren die im April 2023 vollkommen ausgemerzt. Wir haben schon lange nicht mehr ein derart rundes, geradezu perfektes Menü genossen, man muss der Meierei gratulieren. Hochklassige Produkte, auf den Punkt zubereitet und mit spielerischem Mut zu Innovation und ein wenig Schärfe grandios abgeschmeckt. Ob Kabeljau, Lamm, Bries oder Taubenbrust - die Küche brillierte einfach in allen Bereichen und auch die Patisserie hatte keinen Anlass, sich zu verstecken.
Inzwischen gehört es bei vielen Spitzenköchen zum guten Ton, voller Stolz 'auf Luxusprodukte zu verzichten'. Das ist hier glücklicherweise anders, sogar die Küchengrüße zeugten von Großzügigkeit.
Einzig die angebotene Weinbegleitung enttäuschte, sie war wohl eher an Nicht-Weintrinker gerichtet. Nach den ersten beiden Gläsern (2020er Chardonnay und 2019er Gewürztraminer), an Oberflächlichkeit und Belanglosigkeit kaum zu überbieten, brachen wir ab und erfreuten uns an einer Flasche vom charaktervollen 2019er Celeste.


Hier ein paar Eindrücke vom Menü:

Die 3 Grüße aus der Küche, goldenes Ei mit Auster und Gelbschwanzmakrele:

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Parfait von der Gänseleber, Mispeln, Verveine und Panna Cotta

Dänischer Kaisergranat, Kokos-Zitronengrasschaum, Blumenkohl, Paprikachutney

Konfiertes Kabeljaufilet, Beurre Blanc, Erbsen-Jalapeño-Gemüse

Seezungenfilet mit Spargel, Morcheln und grünem Kopfsalat

Suprême von der Miéral-Taube, Topinambur, Rote Beete, schwarzer Knoblauch

Rückenfilet vom Limousin-Lamm, Paprika, dicke Bohnen

Perlgraupenragout mit Kalbsbries (gehört zum Lammteller)

Vornachtisch

Nachspeise: Tonkabohne, frische walderdbeeren, Pistazieneis

Petit fours - haben wir nicht geschafft, wurden uns eingepackt



 

Meierei im Hotel Alter Meierhof
Uferstr. 1
24960 Glücksburg
Tel. 04631 6199-0
 

 

 
 
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