Mongolei
Ich erinnere mich noch daran, dass wir ca. um die Jahrhundertwende herum
uns für ein paar Tage in Düsseldorf aufhielten und gefühlt einmal quer
durch die halbe Stadt gelatscht sind, weil wir unbedingt zu einem
Restaurant wollten, das ein sog. mongolisches Barbecue-Büffet anbot.
Dort angekommen, fanden wir dann ein kleines Büffet mit diversen
Gerichten vor. Die Möglichkeit jedoch, sich diverse Zutaten selbst
zusammenzustellen und zubereiten zu lassen, empfanden wir als
anstrengenden halben Kram, weil z.B. das Fleisch extra ausgewogen wurde
und man den Eindruck hatte, der Gast sollte sich diesen
Umständlichkeiten nicht ernsthaft widmen. Diese Enttäuschung ließ uns
jahrelang einen großen Bogen um jedwedes mongolische Büffet machen.
Die Zeiten haben sich gehörig geändert und aus einem ehemaligen großen
Küchenstudio und später einem Fitnessgeräteanbieter wurde zu guter Letzt
das Restaurant Mongolei im Friedrich-Ebert-Damm im Stadtteil Wandsbek,
quasi schräg gegenüber vom UCI-Kino. Sobald man einen Parkplatz gefunden
hat, was zu bestimmten Tageszeiten nicht ganz so einfach ist, geht's los
und man betritt den riesigen, mit modernem asiatischem Ambiente
ausgestatteten Raum, der infolge der gut platzierten Raumteiler und
Raumaufteilung auch bei voller Belegung keine Bahnhofsatmosphäre
aufkommen lässt.
Während man mittags für 8,80 Euro aus etlichen fertig zubereiteten
Gerichten sich all das an den Tisch holt, was einem schmeckt, kann man
abends für 16,80 Euro zusätzlich zu den unzähligen fertigen Gerichten
aus einer großen Anzahl an Fleisch und Fisch, Gemüse und Soßen das
erwählen, was in einer kleinen Garküche auf dem Teppanyaki-Grill
zubereitet wird. Interessant ist, dass stets ein paar ungewöhnliche
Fleisch- und Fischsorten dabei sind, wie z.B. Känguruh, Strauß, Zebra,
Alligator, Froschschenkel und exotisch klingende Fischnamen. Man greift
sich am Tisch eine kleine Holzwäscheklammer, die die Tischnummer
enthält, packt Fisch, Scampis, Muscheln, Fleisch und das Wunschgemüse
auf einen Teller, setzt noch ein kleines Schälchen mit entsprechend
würziger Soße aus diversen Sorten dazu, schiebt die Klammer an den
Tellerrand und geht zum eigenen Platz zurück oder versorgt sich
zwischenzeitlich aus dem Büffet mit all den Gerichten. Nach einer
kleinen Weile - und bei vollem Haus auch schon mal nach einer etwas
größeren Weile - bringt die Bedienung das Ergebnis der Köche an den
Tisch.
Für jeden, der so etwas noch nie gemacht hat, ist das ein feines
Erlebnis und es bringt auch Spaß, sich auf diese Weise bekochen zu
lassen.
Ich möchte aber trotzdem nicht das riesige Büffetangebot unerwähnt
lassen, das darüber hinaus auf einen wartet. Es gibt zwei Suppen zur
Auswahl, jede Menge chinesische Gerichte, wie man sie von Speisekarten
eines der Chinarestaurants kennt -- und natürlich ist auch die krosse
Ente dabei. Und sogar Ente, welche man sich in kleine runde Teigfladen
einwickeln kann, wie man es vom Pekingentenrestaurant in der
Rentzelstraße gewöhnt ist. Von allen Gerichten wird reichlich
hingestellt und nachgereicht und man kann es wirklich nicht schaffen,
von allem zu kosten, es sei denn, man wäre Gordon Shumway, genannt Alf,
der bekanntlich zwei bis acht Mägen hat.
Neben den, ich nenne sie jetzt der Einfachheit halber
Chinarestaurantgerichten, gibt es auch eine recht erkleckliche
Sushiabteilung und überhaupt eine Menge kalte Vorspeisen, von denen für
meinen Geschmack die grünen Algen und Kimchi eindeutig das Highlight
sind. Es dürfte auch bei den kalten Speisen jeder etwas für sich finden
und sei es nur, dass er sich einen Salatteller zusammenstellt.
Das Dessertbüffet ist recht unasiatisch, denn es gibt dort stets eine in
glücklicherweise winzige Stücke geschnittene 'Coppenrath und Wiese'
Torte, stets frisch aufgeschnittene Ananas und mal frische Bananenstücke
(die im Teig gebackenen Bananen- und Apfelstücke befinden sich beim
warmen Büffet), mal Melonenstücke oder Apfelsinenspalten, stets Lychees
aus der Dose und herrlichen glibbrigen Wackelpeterpudding und mehrere
Sorten einfaches Eis, das sich jeder Gast selbst aus der Tiefkühltruhe
schaben muss. Erstaunlich finde ich immer wieder, dass man es stets
schafft, noch irgendeine Dessertkleinigkeit im Magen zu versenken,
obwohl eigentlich gar nichts mehr hineinpassen dürfte.
Für Getränke muss man zahlen: ein Kännchen grüner Tee 2,40 Euro, 0,4l
Alsterwasser 3,20 Euro, ein 0,4 l Bier ebenfalls.
Fazit: Wenn man zu denjenigen Menschen gehört, die Wartezeiten im
Restaurant als Folter erleben oder ein hungriger Wolf ist, unbedingt
jemand einladen möchte, von dem man nicht weiß, ob er überhaupt isst und
wenn was genau er isst, wenn man eine lustige einfache Familienfeier
abhalten möchte oder eine lockere Plauderfutterplauderfutterplauderzeit
mit Freunden verbringen will, sich nicht gerade auf Diät befindet oder
den Magen hat verkleinern lassen, der ist hier richtig.
Es wird schmackhafte chinesische Küche gekocht, wie beim
Lieblingschinesen von nebenan, und zwischendrin befinden sich kleine
Gourmetglücksmomente und das alles zu Preisen, über die man nun wirklich
nicht meckern kann.
Genussanwältin
Mongolei
Friedrich-Ebert-Damm 143-145
22047 Hamburg
Telefon: 040 88234838