Nordlicht
Kulinarische Hotspots in Harburg zu finden, gestaltet sich für
anspruchsvolle Genießer nicht ganz einfach. Es gibt sie aber, das
'Nordlicht' am Binnenhafen gehört mit Sicherheit zu den wenigen Perlen
des Viertels: Der Gault Millau gibt 13 Punkte.
Man fühlt sich schnell wohl in den großzügig gestalteten Räumlichkeiten,
die Bedienung ist freundlich, die Weinpreise (Glas Grüner Veltliner
knapp 9,- €) ambitioniert. Um das Restaurant auszuprobieren, haben wir
es mit einem Menü via Groupon-Gutschein (knapp 40,- € für zwei Personen
statt 112,- €) versucht - das war wirklich ein echtes Schnäppchen.
Vorweg wurden wir mit frischem Brot beglückt, dazu gab es eine
köstlich-würzige Tapenade und eine feine Creme, eine Art Remoulade. Als
Gruß aus der Küche kam ein fruchtiges Apfel-Sahnesüppchen auf den Tisch.
1. Gang: Crespelle vom Katenschinken, Kerbelmoussline, marinierter
Babyspinat - alles frisch und von guter Qualität, allein der Nudelteig
hätte ein wenig dünner sein sollen, denn mit seiner massiven Dicke nahm
er dem Inhalt ein wenig die Geschmacksintensität:
2. Gang: Spargelcremesuppe mit Garnelen-Dim-Sum - sehr leicht, sehr
aromatisch mit wunderbar knackiger und frischer Einlage. Ganz so viel
Suppe hätte es gar nicht sein müssen:
3. Gang: Perlhuhnbrust, Rote Bete, Quinoa - da waren wir uns nicht klar,
was die Küche uns sagen wollte. Die Perlhuhnbrust kam mit unknuspriger
Haut vergleichsweise trocken daher, das Schenkelstück dafür sehr, sehr
saftig. Die Sauce wollte dazu nicht recht passen, drei Komponenten mit
Aroma von Rote Bete (Bete, Quinoa, Sauce) sind vielleicht doch eine Spur
zu viel des Guten:
4. Gang: Holunderblüte, Ricotta, Orangenkuchen - Die Holunderblütencreme
überzeugte mit Gaumenschmeichelaroma, leider störte die leicht klumpige
Konsistenz. Große Klasse und ohne Tadel dagegen sowohl das erfrischende
Sorbet und der keinesfalls zu schwere Orangentaler, der bestens mit den
Proseccogelee-Klecksen auf dem Teller harmonierte:
Ein Besuch lohnt sich allemal. Wer einen preiswerten Einstieg sucht,
kann es mit dem
Schlemmersommermenü versuchen, dass von Juni 2016 bis Anfang
September serviert wird: 4 Gänge / 64,- € für zwei Personen.
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Im September 2016 machte Groupon noch
einmal ein Angebot, das wir beim besten Willen nicht ablehnen konnten -
dieses Menü für knapp 20 Euro pro Nase:
1. Gang: Lachsvariation aus Lachstartar, hausgebeiztem Lachs und Tempura
vom Lachs
2. Gang: Erbsen-Minz-Süppchen mit gebratenem Rinderfilet
3. Gang: Gratinierter Heilbutt auf grünem Spargel mit Rieslingschaum
4. Gang: Sorbet-Variation: Dreierlei hausgemachter Sorbets und frische
Früchte
Dazu kamen noch gelungene Grüße aus der Küche, wobei beim ersten die
Königsberger Klopse samt Roter Bete einfach umwerfend ausfielen, vom
Garnelensüppchen gar nicht zu reden:
Der Vor-Nachtisch in Form eines Schokoküchleins fiel ebenfalls
überzeugend aus, wesentlich leichter und aromatischer als vermutet:
Ansonsten einfach ein tadelloses Menü, allein beim Erbsensüppchen
schaffte es die Minze nicht ganz, der Sache die Mächtigkeit zu nehmen.
Vollends glücklich wären wir gewesen, wenn sich das Ganze nicht über
knapp vier Stunden hingezogen hätte: Bei Auslastung ist das Nordlicht
einfach überfordert, hier hülfe nur mehr Personal oder eine gestraffte
Karte.
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Im Juli 2017 versuchten wir es mit einem
'4-Gänge-Überraschungsmenü' für zwei Personen, den der Gutscheinanbieter
Groupon mit rund 41,- Euro extrem kundenfreundlich ausgepreist hatte.
Ein echtes Schnäppchen, was für den angegebenen Originalpreis von 114,-
Euro allerdings ganz sicher nicht gilt.
Wie üblich wurden wir sehr freundlich empfangen und umsorgt, das Menü
selbst überzeugte auch. Als Gruß aus der Küche bekamen wir Dreierlei vom
Matjes, von dem allerdings nur der Salat mit seiner überraschenden
Frische und Säuerlichkeit den Gaumen so wirklich kitzelte:
Der erste Gang bestand aus Garnelen mit grünem Spargel sowie mildsüßem
Sojahonig und gefiel sowohl hinsichtlich Produktqualität als auch mit
Blick auf die punktgenaue Zubereitung - der beste Teller dieses Abends!
Der zweite Gang 'Penne Rigate mit Pfifferlingen' sah vergleichsweise
langweilig aus und schmeckte auch so, erfreute den Gaumen aber dadurch,
dass die Sahne sich sehr eng mit dem Pfifferlingsaroma angefreundet
hatte:
Die folgenden Hüftsteak-Tranchen vom argentinischen Rind sahen schön
rosa aus und boten auch vollmundigen Fleischgenuss, dem frische
Petersilie die Krone aufsetzte, ärgerten aber doch mit einigen Sehnen.
Die Beilagen aus grob gestampften Kartoffeln und süßlichen
Möhrenschnitzen hoben uns gleichfalls nicht aus dem cremefarbenen
Sessel:
Zum Nachtisch bekamen wir ein wunderbar weiches und fruchtiges
Erdbeersorbet, das der Chef mit kraftvollem Cremant aufgoss - große
Klasse!
Und im Gegensatz zum Vorjahr waren Küche und Service flott, mit dem Menü
samt abschließendem Kaffee waren wir in zwei Stunden durch.
Nordlicht
Veritaskai 2
21079 Hamburg
Tel. +49 (0) 40 767 933 89