Oberdeck in der Seeperle (Wismar)

 

Das Restaurant liegt etwas außerhalb des Wismarer Altsstadtkerns, im ersten Stock der Seeperle. Beim Betreten umfing uns ein penetranter Räucherfischgeruch, der den ganzen Abend über blieb und auch am Folgetag in den Mänteln wahrzunehmen war.

An diesem Sonntagabend im Dezember waren wir die einzigen Gäste, so konnten sich Kellner und Küche allein uns widmen - was sie auch mit großer Freundlichkeit taten.
Als Küchengruß bekamen wir eine würzig-sämige Kräutersuppe mit - Überraschung! - geräucherter Krabbe in der Mitte.


Wer das 'Weihnachtsmenü' gewählt hatte, bekam als Vorspeise wieder Suppe, diesmal ein sahnig-feines Maronensüppchen auf mild-zartem Kalbs-Carpaccio. Ohne Fehl' und Tadel, wenn man sanft auf sanft mag, ein mutiger Kontrapunkt wäre knuspriger Speck gewesen.

Eben diesen Kontrapunkt bot die Vorspeise "Karamelisierter Ziegenkäse auf Gewürzbirne an Kaffeeöl" (7,90 €), die zeigte, dass eben nicht alles, wie inzwischen leider üblich, mit Balsamico-Creme überzuckert werden muss. Karamell und Birne passten wunderbar zum Käse.


Kommen wir zum Wiener Schnitzel vom (nicht mehr ganz jungen) Kalb mit warmen Kartoffel-Gurken-Salat (günstige 16,90 €): Hervorragende Fleischqualität und offenbar, wie es sich gehört, schwimmend gebraten mit einer nicht zu feinen und gut gewürzten Panade - so soll es sein. Dazu gab es einen lauwarmen Kartoffelsalat auf österreichische Art, der mit bester Kartoffelqualität und gut abgestimmter Würzung glänzte.

 

Überhaupt, Kartoffeln: Auch das zum Gang "Bio-Lachsfilet mit Spekulatiuskruste an Orangenfenchel" gehörende "sahnige Kartoffelpüree" überzeugte auf ganzer Linie. Schön fluffig, klumpenfrei und wunderbar kartoffelig! Dafür kam die Tranche vom Lachs völlig übergart und entsprechend trocken auf den Tisch und ließ zudem jegliches Spekulatiusaroma vermissen. Die Unterlage aus wässrigem Fenchelgemüse plus ungegrillter Tomate konnte da nichts mehr retten, sehr schade.


Rettung kam dann allerdings in Form des Nachtischs "Bratapfel-Cremé-Brülée mit Rumrosineneis". Das klingt zwar nach schauriger Süße, entpuppte sich aber als eine fein komponierte Leckerei auf hohem Niveau. Die auf den Punkt zubereitete Creme überraschte mit nur angedeutetem Apfelaroma, das Eis punktete mit viel Schmelz und bemerkenswerter Luftigkeit. Hut ab!

 

Wir fanden einen recht herzhaften Grauburgunder (23,-) auf der sehr überschaubaren Weinkarte, ansonsten gab es noch zwei oder drei mildere Grauburgunder und zwei gefällige Rote.

Wer gehobene Landhausküche mag, ist hier auf dem richtigen Dampfer.

"Oberdeck" in der Seeperle
Schiffbauerdamm 3
23966 Hansestadt Wismar
Fon: (03841) 326 68 13 oder -10

 

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