Portofino (Kühlungsborn)
Im Hochparterre des Hotels
Nordischer Hof in Kühlungsborn befindet sich das italienische
Restaurant Portofino, das stets gut besucht ist, was uns veranlasste zu
prüfen, ob man hier vielleicht auch gut essen kann.
Wir kamen, ohne reserviert zu haben, an einem Werktag im Oktober 2016.
Die Getränke erhielten wir recht zügig, nämlich einen Aperol Spritz
(5,90 Euro), der recht unauffällig schmeckte, und 0,5 l Schöfferhofer
trüb (3,80 Euro). Von diesem Moment an erschloss sich mir allerdings
nicht, weshalb ich minutenlang untätig an der Bar stehende Kellner
erblickte, von denen sich keiner zuständig fühlte, unsere Bestellung
aufzunehmen. Vielleicht Pause? Vielleicht keine Lust?
Wir saßen jedenfalls eine
viel zu lange Weile in der Warteposition, ein paar Fragen zur
Speisekarte stellen zu dürfen, um danach die Bestellung aufgeben zu
können. Unser Unmut wuchs und just, als wir beschlossen, höchstens noch
weitere 5 Minuten zu warten und danach zu zahlen, löste sich einer der
besagten Kellner vom Bartresen und kam an unseren Tisch.
Als Vorspeisen orderten wir Carpacio di Filetto Tartufo (11,90 Euro)
sowie Vitello Tonnato (10,50 Euro). Wir richteten uns auf eine recht
lange Wartezeit ein, die uns auch tatsächlich abverlangt wurde,wiewohl
das Restaurant nicht voll besetzt war.
Das Carpacio, laut Karte: "Hauchdünne Scheiben vom Rinderfilet mit Grana
Padano, Rucola, Pinienkernen, Zitrone und Trüffelöl" verhieß eigentlich
höchsten Genuss, entpuppte sich jedoch als geschmackliche Enttäuschung.
Kann man lieblose Zubereitung heraus schmecken?
Dem Vitello tonnato fehlte
das sorgfältige Abschmecken der Thunfischsauce, mit der die
Fleischscheiben überzogen waren. Die jeweils recht ordentlichen
Portionen Carpaccio und Vitello erwiesen sich als arg durchschnittlich
schmeckende Vorgerichte, denen eindeutig der letzte Schliff fehlte. Da
sehnte man sich glatt zum
Wandsbeker Italiener
zurück, bei dem so etwas um Klassen besser schmeckt.
Das Kalbfleisch des Saltimbocca alla Romana (19,90 Euro) kam zwar in
tadelloser Fleischqualität daher, leider mit eindeutig zu salzigem
Schinken umwickelt, so dass sich kein harmonischer Geschmack
herausbilden konnte. Die Kunst eines guten Saltimbocca besteht ja gerade
darin, das milde Kalbfleisch nicht nur als Gewürzträger zu missbrauchen,
sondern eine Gesamtkomposition entstehen zu lassen.
Die vom Lieblingsehemann bestellte Pizza Mafia (12,50 Euro) zeigte sich
reichlich und gut belegt mit laut Karte: "Bacon, Salami piccante,
Champignons, Tomatensauce, Mozzarella". Bis auf den zu weichen Rand und
teils zähen Teig, was sich beim Abschneiden als echte handwerkliche
Herausforderung für starke Männer erwies, waren Geschmack und
Zusammenstellung des Belags durchaus gelungen. Wie bei all den
Gerichten, die wir erhielten, hätte es nur einiger weniger, aber
entscheidender Griffe und Aktivitäten bedurft, um aus Durchnittlichem
etwas Gutes zu zaubern. Schade, dass im Portofino niemand diesen Ehrgeiz
besitzt.
Wir ahnten es ja, aber am Ende orderten wir noch mutig ein Tiramisu, das
genauso auf die Zungen wirkte, wie wir es schon erwartet hatten: Die
Qualität der Zutaten tadellos, aber durchschnittlich im Geschmack.
Fazit: Ein italienisches Restaurant, auf welches man, ohne Schmerzen zu
bekommen, verzichten kann.
Ein Beitrag der
Genussanwältin
Portofino
Ostseeallee 25
18225 Ostseebad Kühlungsborn
038293 8929-500
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