Rexrodt
Das Rexrodt residiert in Räumlichkeiten, in denen sich vor über hundert
Jahren eine Metzgerei gleichen Namens befand - und glücklicherweise sind sämtliche
Wandkacheln erhalten geblieben. Man sitzt sehr stylisch unter der
Glasdecke, wenn auch etwas beengt an dicht gestellten Tischen und kann
sich von gut gelauntem Personal verwöhnen lassen.
Die Getränkepreise sind eher am oberen Ende angesiedelt, für einen
trockenen Sherry wurden 6,50 €, für einen mittelprächtig-gefälligen
Shiraz/Grenache 7,50 € aufgerufen.
Für den ersten Besuch bietet sich ja immer ein Menü vom Hamburger
Schlemmersommer (2017 / 64,- € für zwei Personen) an, das las sich dann
so:
Ceviche von Lachs, Zitronenmelisse & Ingwer
mit gebratener Wildgarnele auf scharfer Wassermelone
~ ~ ~
Steak vom Friesischen Weiderind
mit einer Gartenkräuter-Parmesankruste
mit Salsa von bunten Vierländer Tomaten
& Auberginen-Gewürzbrot-Crumble
~ ~ ~
Sablé von karamellisierten Mandeln,
Mascarpone & Erdbeeren
mit Holunderblüten-Granitée
Geboten wird gutbürgerliche Küche mit deutlichen französischen
Anklängen, das Ganze auf durchaus hohem Niveau. Schon der erste Gang mit
dem pikanten Wassermelonensaft machte Spaß, wenngleich die ansonsten
tadellos zarte Garnele besser gefallen hätte, wäre sie nicht auf der
Unterseite ziemlich angekokelt gewesen:
Der zweite Gang kam ziemlich flott auf den gleichen
schweinehässlich-dunkelgrünen Tellern auf den Tisch, überzeugte aber auf
ganzer Linie. Zum einen durch die ähnlich strukturierte Krustigkeit von
Steak und Auberginen, zum zweiten durch die wirklich überragende
Fleischqualität des bemerkenswert aromatischen und gleichzeitig zarten,
präzise gegarten Weiderinds. Hut ab! Sehr erfreulich auch die beinahe
schwarze Fleischsauce, von der wir anfangs befürchteten, es handle sich
nur um die allgegenwärtige und gefürchtete Balsamicocreme - weit
gefehlt!
Der Nachtisch war von der erfrischenden Sorte, besonders das Sorbet ("Holunderblüten-Granitée").
Mascarpone verströmte eine gewisse Langeweile, die allerdings durch die
erstklassige Qualität der punktgereiften Erdbeeren ein rettendes
Gegengewicht erhielt:
Insgesamt sehr empfehlenswert! Es gibt auch Mittagstisch im Uhlenhorster
Rexrodt - drei Gänge kosten 19,- Euro, dem Vernehmen nach ist aber viel
Zeit mitzubringen. Die Parkplatzsituation fanden wir eher problematisch.
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Im November 2017 können wir das positive Urteil vom Sommer weitgehend
bestätigen. Als begleitenden Wein wählten wir wieder die nicht zu wuchtige,
leicht fruchtige Cuvée Flying Solo Grenache-Syrah, mit 29,- € recht
ambitioniert ausgepreist (Ladenpreis um die 6,- €) - es standen
allerdings ohnedies nur zwei Rotweine zur Auswahl.
Künftige Gäste sollten keine empfindlichen Ohren haben, denn wenn
größere Gruppen, wie eben öfter vor und an Feiertagen dort speisen, kann
es schon sehr heftig laut werden. das liegt natürlich auch an den
schönen Kachelwänden und der Glasdecke.
Das Menü 1 ( 39,- Euro) begann mit einem fein abgestimmten, nicht zu sämigen
"Steckrübensüppchen mit Cocosschaum & gebackener Petersilie":
Der zweite Gang bestand aus "Tranchen vom Holsteiner Hirschfilet auf
Granatapfeljus mit knusprigem Strudel von geräucherter Schwarzwurzel &
Confit von Rosmarin-Quitte", was sich bombastischer liest, als es dann
tatsächlich auf den Tisch kommt:
Das Fleisch selbst erfreute mit
tadelloser Qualität, zart und saftig - allerdings ohne jede Andeutung
von
Wildgeschmack. Die Sache mit der Schwarzwurzel verdiente sich
redlich den Ausdruck 'kulinarische Katastrophe': Knallhart, faserig und
geschmacksfrei. Da hätte uns ein kleiner Knödel besser gefallen.
Entschädigung bot dann der Nachtisch "Weihnachtliche
Schokoladen-Variation" in Form von wunderbar fluffigem Lebkucheneis und
köstlich-leichtem Schokopudding:
Menü 2 ( für 48,- € auch als Hamburg Ganz(s) Weihnachtlich beworben),
begann mit einem durchaus scharfen "Süppchen vom Hokkaido-Kürbis
mit gebratener Wildgarnele & Cocos-Schaum". Die Suppe kam nicht
eintopfartig daher, sondern mit viel Leichtigkeit und frischem Aroma -
bestens!
Ebenfalls tadellos, im positiven Sinne wie bei Oma, nur weniger fett,
dann der nächste Gang "Zweierlei von der Dithmarscher Gans aus
bäuerlicher Haltung auf Majoranjus mit Quitten-Rotkohl Kartoffelknödel &
glasierten Maronen":
Präzise gegarte Bruststückchen und zarte Keule harmonierten wunderbar
mit dem aromatisierten Rotkohl (wobei wir Quitte nicht heruaszuschmecken
wußten), den angenehm unmehligen Kastanien und dem leichten Klößchen.
Es folgte ein gelungener Abschluß: "Panna Cotta von derTonkabohne
mit Gewürtz-Orangen-Sorbet & Spekulatius-Hippe", auch wenn die
Tankabohne sich geschmacklich sehr zurückhielt. Dafür war das Sorbet
einfach grandios!
Restaurant Rexrodt
Papenhuder Straße 35
22087 Hamburg
Tel: 040 / 229 71 98