Sabai im Hotel Steigenberger (geschlossen)
Vormals hörte dieses Hotelrestaurant im Hause
Steigenberger auf den Namen Gourfleets, davor kurz auf fleet’s,
bevor es sehr lange Zeit Calla
hieß und einen sehr guten Namen hatte. Sabai = thailändischer Ausdruck
für gemütlich, wohlfühlen.
Eigentlich besteht das 'Sabai' nicht aus dem kompletten alten Calla
inkl. Wellendesign an den Wänden, sondern nur aus einem hinteren,
abgetrennten Teil mit etwa acht Tischen. Der vordere Teil, etwa 70% der
Fläche, wird wohl als Speisesaal des Hotels genutzt.
Man sitzt nett auf mittlerweile etwas wackeligen
Stühlen, man genießt den Blick auf den Fleet, man freut sich über die
freundliche Bedienung. Allerdings trug eine der engagierten jungen Damen
ihren Text hinsichtlich des jeweiligen Gangs so vor, als hätte sie ihren
Tonfall bei Aale-Dieter auf dem Fischmarkt gelernt.
Um ein Restaurant zu testen, bietet sich in Hamburg ein Menü (gibt es
noch bis zum 12.6.2015) des Weinhändlers
Rindchen an und so schlugen wir zu:
Es ging los mit der originellen Frühlingsrolle mit
Kohlrabi und
Wasabinüssen, das Ganze erinnerte ein wenig an Sushi. Das Havelländer
Apfelschwein entpuppte sich als dazwischen gestreutes Hack von feiner,
aromatischer Qualität. Allerdings fehlte uns ein verbindendes Element,
das wohl die
angeblich süß-saure Chilisauce darstellen sollte. Diese Sauce war aber
nur eine Art Ketchup, so dass diese Vorspeise zwar insgesamt mundete,
aber doch irgendwie unfertig wirkte. Der sehr leichte Nahe-Riesling war
ein guter Begleiter dazu.
Dann hatten wir viel Zeit, sehr viel Zeit, uns auf den nächsten Gang zu
freuen, nämlich eine knappe Stunde. Ein Umstand, der nach jedem Gang
erneut auffiel und dazu führte, dass für dieses doch überschaubare Menü
weit über vier Stunden vergingen. Dafür tröstete uns eine wirklich
hochklassige Tomatenconsommé mit Thai Basilikum. Wunderbar kräftig, mit
leichter Schärfe, so soll es sein! Dazu passte ein großzügig
geschenkter, durchaus charaktervoller 2013er Viognier aus dem Languedoc.
Was macht man, wenn man eigentlich nicht richtig kochen kann und / oder
wenn es billig werden soll? Richtig, dann gibt es etwas mit Huhn. In
diesem Falle eine immerhin originelle Version, nämlich eine sehr zarte,
eingeschäumte "pochierte Paderborner Hähnchenbrust" mit allerlei
asiatischem Gemüse und Pilzen. An diesem Gang zeigte sich die enorme
Leichtigkeit, für die das ganze Menü stand. Zu dem ausgesprochen milden
Fleisch allerdings einen Spätburgunder zu servieren, grenzte schon an
Wagemut, ging aber angesichts der Juvenilität des Tropfens in Ordnung.
So richtig überzeugte uns der Nachtisch, da hat jemand Mut bewiesen und
sich ohne Schnickschnack auf das Wesentliche konzentriert: Ananas. In
verschiedenen Variationen, Temperaturen und Texturen, sogar als Crème
brûlée, sehr lecker! Die 2011er Riesling-Auslese machte sich gut dazu,
ging aber ordentlich in den Kopf.
Insgesamt ein erfreuliches Menü, wenngleich nach unserem Eindruck die
'Fusion' zwischen europäischer und asiatischer Küche noch nicht so
richtig funktioniert und der Abstand zum alten Meister dieser Disziplin,
Alfred Schreiber, dem ehemaligen Calla-Koch, unübersehbar ist. Keine
Offenbarung, aber nett waren die Petits Fours zum Kaffee:
Sabai
(geschlossen)
Steigenberger Hotel Hamburg
Heiligengeistbrücke 4
20459 Hamburg