Saî gón (geschlossen)
Um es vorweg zu sagen: Grünzeughasser sind
im Saî gón vollkommen falsch, das Schwergewicht der Küche liegt
eindeutig auf Kräutern und Gemüse.
Man sitzt recht behaglich in den verwinkelten Räumen, allerdings wird es
bei Vollbesetzung ziemlich laut. Obwohl man sich Mühe gegeben hat, das
Problem zu verringern, denn die Unterseiten der Tische sind zwecks
Geräuschdämmung weich gepolstert. Die Bedienung wird flott und
freundlich von bemerkenswert schlanken Damen erledigt.
Vorweg gab es zwei Krabbenchips mit Thaibasilikum, Koriander und einer
Chilisauce - nett, der gereichte Cava Dibon Brut Nature machte sich gut
dazu.
Das eigentliche Menü begann mit einer
scharfen vietnamesischen Suppe aus Pak Choi, Shrimps und Ingwer. Die
Suppe war von wässriger Konsistenz und enthielt tatsächlich einen
Shrimp. Ansonsten überzeugte sie aber durch knackig frisches Gemüse und
eine Schärfe, die nach und zunahm und richtig heftig beim Verspeisen der
Pepperoni wurde. Davon war vorher auch abgeraten worden und der 2010er
Riesling QbA trocken Quarzit, Kruger Rumpf half nicht wirklich. Wie
überhaupt die meisten gereichten Weine nicht mit Charakter glänzten,
aber damit hätten sie wohl auch das Menü erschlagen.
Was folgte, war ein oberflächlicher, aber trinkbarer 2010er Albariño
Valle del Salnès, Attis Bodegas Rías Baixas, dazu ein Teller mit
Perlhuhn/Zitronenblatt/Schalotten/Ingwer/Knoblauch/Gemüse. Das Perlhuhn
wies deutlichen Huhngeschmack auf, die Beilagen hätten eine Spur
knackiger sein dürfen. Sie schmeckten auch nicht so, wie man es
vielleicht vom Chinesen gewohnt ist, sondern in Richtung muffig. Etwa in
der Art, wie es in Asialäden riecht.
Der nächste Gang hieß
Papageienfischfilet/Chili/Knoblauch/Schalotten/Reis - der Fisch vom
Grill angenehm fest und weißfleischig, das Gemüse mit Brokkoli in der
Tat kräftig geknoblaucht und ansonsten in der Geschmacksrichtung wie
gehabt. Dazu gab es einen ordentlichen 2010er Chardonnay Catalpa,
Bodegas Atamisque aus Argentinien.
Vom selben Abfüller kam auch der Rotwein 2009er Malbec Catalpa, der
einzige Tropfen mit ein wenig Wucht, die das zugehörige zarte Stückchen
vom sicher typisch vietnamesischen Hirsch in Rotweinsauce gut vertragen
konnte. Bestens abgestimmt dazu der frische Salat aus grüner Mango,
Chili, Sesam und Basilikum.
€ 39,90 pro Person für ('Rindchen'-)Menü und Weine haben wir bezahlt und
wussten plötzlich, warum die Damen vom Service so bemerkenswert schlank
sind - satt sind wir von den winzigen Portionen nämlich nicht geworden.
Daher wählten wir noch Nachtisch. Den gebackenen Bananen mit Eis haftete
nichts Besonderes an, origineller war schon das Eis mit ein wenig
Stinkfrucht (Durian), die sehr entfernt an Ananas mit Kaki erinnert.
Wenig spektakulär sahen die in Kokos geschmorten Bananen aus (5,-).
Dafür entschädigten sie mit einem wunderbaren Gefühl von Seide auf der
Zunge, die Zutaten waren genial abgestimmt, angenehm süß und keinesfalls
- wie befürchtet - zu zuckrig. Ein schaumiger Traum! Vermutlich ist das
Süppchen in der kleinen Schüssel ein Anschlag auf die Figur, aber es hat
großes Potential, Gier zu wecken.
Wer einmal etwas anders essen möchte als gewöhnlich, ist im Saî gón zwar
nicht verkehrt, er täte aber gut daran, vorher vielleicht ein
ordentliches Käsebrötchen oder eine Currywurst gegessen zu haben.
Im Sommer kann man auch draußen sitzen, eine Reservierung wird auf jeden
Fall empfohlen.
Restaurant "Saî
gón" (geschlossen)
Martinistraße 14
20251 Hamburg
Auf Nachfragen hinsichtlich der
'Stinkfrucht' wurde uns dieses Buch mit Rezepten und Warenkunde präsentiert und empfohlen: