Schwarzer Hahn

 

Der schwarze Hahn, das 30 Jahre lang sternenbesetzte Restaurant des Hotels Deidesheimer Hof, in dem Bundeskanzler Kohl gerne seine Staatsgäste bewirten ließ, verlor 2020 seinen Stern und wir waren gespannt, weshalb das der Fall war.
Man lud ein zu einem 'Remember zum Thema Kerwe', weil wegen Corona sämtliche Weinfeste ausfallen. Und da wir genau zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit hatten, das Restaurant zu testen, ließen wir uns auf das kleine Abenteuer ein. Wir wurden nur zum Teil enttäuscht, aber dazu später.
In dem sehr schön gestalteten Hotelkomplex, welches meines Wissens noch zwei weitere Restaurants beheimatet, hatte man im Innenhofbereich mit weit geöffneten Türen die Gäste in einer Art Glaspavillon untergebracht, wäre das Wetter stabiler gewesen, hätte die Veranstaltung wohl im Innenhof unter freiem Himmel stattgefunden, aber so war es auch angenehm luftig. Auf den Tisch kam das 'Weinfest Menü', das zunächst aus einer Vielzahl kleiner Gerichte bestand und bei der die Küche ihre ehemalige Sternequalität durchaus zeigte.

Als kulinarisches Medley zur Eröffnung kamen fein angemachtes Tatar vom Rind, auf das oben ein sanft gegartes, ich vermute Wachteleigelb, gesetzt worden war. Ein feiner Happchen. In dem Töpfchen, welches zu zwei Sorten sehr schön frisch gebackener Brote gereicht wurde, befand sich Zweierlei, nämlich eine Senfbutter, die nur schwach nach Senf schmeckte und eine Thunfischcreme, die geschmacklich an Dosenhering mit Tomatensauce in pürierter Form erinnerte.


Dagegen war dann das Tataki vom Thunfisch mit Poké Bowl schon wieder großes geschmackliches Kino und wies auf die wirklichen Qualitäten hin.


Knusprige Flammkuchenstücke fanden sich an unserem Tisch ein, die sehr schön mit feinsten Speckstreifen und Trüffel belegt waren, eine Tuff eher unauffällig schmeckender Lachs mit einem Espressotässchen Vichysoise darin, Paprikamousse mit Schafskäse, Garnele U3 mit Wassermelonenbällchen und in Pistazienmehl gewälzte Foie Gras mit Tupfern von Quitte on top. Alles zusammen bewertet: kleine, fein für das Auge gestaltete Highlights der Küche und ein sehr guter Start in diesen Abend.
Der erste Gang: Saumagen „Schwarzer Hahn“, mit Trüffel und Foie Gras auf Erbsenmousseline, gegrillter Petersilienwurzel und weíßer Pfeffersauce. Ein geschmacklich eher auf sanfte Töne ausgerichteter Gang, der dem Saumagen, der geschmacklich eindeutig punktete, Raum ließ, im Vordergrund zu bleiben.


Sodann folgte der Hauptgang, man konnte wählen zwischen einer Tranche vom Atlantik Steinbutt oder dem Filet vom Weiderind, beide mit denselben weiteren Beilagen wie glasierten Artischocken, Risotto mit Staudensellerie und Estragon Tomatensauce, die meiner Meinung nach gegen eine sehr kräftige Fleischsauce ausgetauscht worden war, zumindest bei der von uns gewählten Rinderfilet-Variante. Auch dies ein sehr feines Gericht, wunderbare Artischocken mit allerfeinstem Rinderfilet auf perfekter Sauce und einem saftigen Risotto, das keine Wünsche offen ließ. Insgesamt ein sehr zufriedenstellender Gang.


Was man vom Dessert allerdings nicht sagen konnte. Schon das Foto belegt die Einfallslosigkeit. Das Spaghetti-Eis mit weißer Valrhona-Schokolade, die in schlichten Stücken gebrochener Blätten auf dem Eis lag und zu wenig Orangensirup war in seiner Konsistenz unter aller Sternewürde und wäre selbst bei einem Kindergeburtstag mit eisversessenen kleinen Gästen durchgefallen. Zum einen, weil diesem Eis schlicht der gute Geschmack von feinen Zutaten fehlte; man hatte das Gefühl, billigstes Vanilleeis zu essen.

Zum anderen, weil, wie schon angedeutet, jeglicher zusätzlicher Geschmack fehlte, denn der Orangensirup war eindeutig zu knapp bemessen. Auch die Trüffelscheiben halfen nicht aus dieser geschmacklichen Katastrophe heraus, wenngleich die Idee, Vanilleeis damit zu kombinieren, lobend erwähnt werden soll. Ein Dessert, das schlicht als „daneben“ bezeichnet werden muss Man sah auch hie und da noch gefüllte Dessertteller, zumal die Eisportion selbst übertrieben groß ausfiel.
Eigentlich wollten wir danach bezahlen, um diese Veranstaltung zu verlassen, aber man bat uns, noch wenigstens so lange zu bleiben, bis die Pralinen gereicht würden. Und in der Nachschau wäre es tatsächlich ein echter Fehler gewesen, schon zu gehen, denn die hohe Küchenkunst zog mit diesen Pralinen wieder ein:

Erwähnenswert sind die mit Haselnusscreme gefüllten Nusskekse, die rundum köstlich, saftig und Haselnuss daher kamen; die gelben Kugeln, die eine leichte Zitronencreme enthielten und deren ebenfalls nach Zitrone schmeckende Schokolade im Mund fein zerschmolz und die außen kräftig sauren, saftigen Geleewürfel mit Ananasgeschmack. Wir waren wieder mit der Dessertküche versöhnt.
 

 

Schwarzer Hahn
Am Marktplatz 1
67146 Deidesheim
Telefon: 06326 96870

 

 

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