Schwedenwache

 

Eine exponierte Lage direkt am Markt, historisches Ambiente - da vermutet der gewiefte Tourist aus der Großstadt gern drittklassige Mahlzeiten zu exorbitanten Preisen; und wird in diesem Fall sehr angenehm überrascht.

 


Man sitzt tatsächlich inmitten von denkmalgeschütztem Gehölz, wird aber freundlich bedient und mit nett angerichteten Speisen in der Qualitätsstufe 'gehobenes Landgasthaus' beglückt. Das kalte Köstritzer Bier (0,5l für 4,90 €) wurde uns originellerweise mit kleinen Brezeln auf Schaschlikspießen serviert.

 

 

Ein üppiges 'Schnitzel "Wiener Art" an frischem Champignonrahm und Kartoffelröstinchen' für knapp 15 Euro überzeugte nicht nur durch bemerkenswerte Zartheit, sondern auch durch erstaunliche Aromenfülle und Fettarmut der krossen Panade, Hut ab! Der feinen, leicht bitteren Salatbeilage hatte man die Bitterkeit glücklicherweise NICHT mit dem leider allgegenwärtigen Balsamico ausgetrieben, gut so. Die Bratkartoffeln dazu waren wunderbar unfettig und knusprig, bestachen durch ausgesuchte Kartoffelqualität.


Diese feine Qualität fand sich auch im Kartoffelstampf wieder, der als Beilage zur tatsächlich rosa gebratenen und damit saftigen Fasanenbrust von der kleinen Wildkarte diente. Schmackhafte Unterlage bildete in reichlich Sahnesauce gegarter Spitzkohl - wirklich gut und mit rund 20 Euro kundenfreundlich ausgepreist.

Wer gut und günstig speisen möchte, macht in der 'Schwedenwache' sicher nichts verkehrt.

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Seit dem letzten Besuch hat sich hier nur wenig verändert: Köstritzer wird noch immer mit zwei Brezeln serviert, die Bedienung agiert nach wie vor gut gelaunt und temporeich.

Allein die Preise sind deutlich nach oben geschossen, zum Teil über 50%. Preiserhöhungen sind in der Gastronomie im Juli 2024 zwar nicht ungewöhnlich, hier aber sind sie teilweise auf eine lobenswerte Umstellung der Fleischqualität zurückzuführen: Alles Bio. Eine Wildkarte gab es saisonbedingt nicht.


Wir wählten zunächst eine Soljanka, die kam sehr klassisch auf den Tisch. Viel Tomate, reichlich Einlage und ein Tupfer Sahne obenauf - nur ein wenig mehr Säuerlichkeit wäre wünschenswert gewesen.


Danach gab es ein "Schnitzel vom Bio-Schwein, knusprig gebraten nach Wiener Art, mit einem klassischen Gurken-Dill-Salat, dazu Bratkartoffeln" für € 23,90. Daran gab es wenig zu bemängeln, das aromatische Fleisch hätte allerdings eine Spur dünner sein dürfen. Die Bratkartoffeln waren ohne Fehl, wunderbar knusprig. Ebenso überzeugend fiel der frisch eingelegte und schmackige Gurkensalat aus, wobei uns der kulinarische Sinn einer einzelnen, großen Blaubeere auf dem Ganzen verschlossen blieb.


Wismar ist inzwischen zur Touristenstadt geworden, das wirkt sich naturgemäß auch auf die Gastronomie aus. Freunde gepflegter Hausmannskost kommen hier voll auf ihre Kosten, dekadente Gourmets weniger. Die Schwedenwache erfreut sich großer Beliebtheit, eine Reservierung ist immer angezeigt.

Parkplätze sind durchaus vorhanden, allerdings nur für Standesamtsbesucher kostenfrei:

 

Restaurant-Café Schwedenwache
Am Markt 9
23966 Wismar
Telefon: +49 3841 2273370


 

 
 
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