Spicy

'Spicy' hat an diesem nicht besonders edlen Standort in der Lübecker Straße im September 2023 eröffnet, vorher residierte man im Zippelhaus. Es handelt sich weniger um ein klassisches Restaurant, denn es geht um chinesisches Fondue - mithin kann auch keine Kochkunst bewertet werden.


Man sitzt an dunklen Vierer-Tischen, die jeweils vier kleine Induktionsfelder enthalten sowie ein großes in der Mitte. Der freundliche und geduldige Kellner beschreibt anhand einer dreiseitigen PDF-Datei im Tablet den Ablauf:

Im Nebenraum sucht man sich die gewünschten Speisen zusammen, also Gemüse, Pilze, Meeresfrüchte oder Fleisch. Ebenso mischt man sich dort die gewünschte Sauce, ich empfehle für den Anfang Erdnuss, Knoblauch plus Chili-Öl mit etwas Koriander. Sämtliche Zutaten waren knackefrisch und von einwandfreier Qualität:


Wie auch sonst beim Käse- oder Fleischfondue sitzt man für ein paar Stunden zusammen vor köchelnder Brühe, wahlweise Huhn, Rind, scharf, mittelscharf oder sauer-scharf. Das Ganze funktioniert problemlos, nur sollten die Speisen rechtzeitig entnommen werden: Gemüse und Enoki-Pilze garen sehr viel schneller als Fleisch oder Tintenfisch. Lammpansen gab es auch im Angebot, ich halte das jedoch für Hundefutter und habe verzichtet.


Die Temperatur der Brühe lässt sich dreistufig direkt am Tisch regeln, sie wird auch regelmäßig vom Kellner nachgefüllt - davon verdunstet ja sehr viel. Dementsprechend bietet sich ein Besuch hier eher in der kalten Jahreszeit an, denn Wärme und Luftfeuchtigkeit sind wirklich nicht von schlechten Eltern.


Insgesamt ein durchaus stimmiges Konzept, wenngleich an der Akustik noch gefeilt werden sollte, denn bei Vollauslastung sind normale Gespräche kaum möglich.
Nachtisch gibt es auch, das Kokoseis ist lecker. Die Weinauswahl wirkt eher übersichtlich, Riesling/Grauburgunder/Merlot lautet das Angebot, ist aber in Ordnung.
Das 'Restaurant wurde völlig neu gestaltet, nachdem hier vorher 'Zapp Zarapp' und davor 'Einstein' aufkochten und servierten.

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Im Mai 2024 hatte sich der Betrieb etwas eingependelt, das Buffett wurde ein wenig umgestaltet - den angekündigten Tisch-Grill gibt es jedoch noch (?) nicht. Inzwischen sind wohl rund 90% der Gäste asiatischer Herkunft. Besonders niedlich fand ich gegen 22 Uhr eine sechsköpfige Gruppe junger Mütter mit ihren Säuglingen, die eine bemerkenswerte Ruhe ausstrahlten. Auch, wenn eine Mutter ihr Kind länger allein ließ, um sich Zutaten zu holen, blieb der Nachwuchs vollkommen entspannt.
An den Preisen hat sich nichts geändert, das Personal agiert ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Allerdings beschränkt sich die Tätigkeit auf das Servieren der Getränke und das Abräumen benutzter Teller, denn die Bestellung übernimmt der Gast via Handy selbst, das Zusammenstellen und Holen der Zutaten ebenfalls. Letztere zeigten sich von ausgezeichneter Qualität und erfreulicher Frische, wurden auch immer wieder schnell aufgefüllt. Hervorzuheben sind feine Scampi und grandiose Grünlippmuscheln, aber auch Vegetarier und Veganer kommen gut auf ihre Kosten.
Als heiße Grundbrühen gibt es Rind (auf Wunsch mit Chili-Öl in drei unterschiedlichen Schärfegraden), Huhn oder eben Gemüse. So lässt sich ein langer Abend gut aushalten - trotz der kargen Weinauswahl.

Wir hatten eine Literflasche Grand Sud - Merlot für gut 18,- €. Dieser französische Massenwein kostet im Supermarkt knapp fünf Euro und geht dafür in Ordnung, ist jedoch nichts für Weinkenner. Empfehlenswert trocken und mineralisch kam der offene Grauburgunder (4,90 € / Glas) daher.

 


 


Spicy
Lübecker Str. 133
22087 Hamburg
Telefon: +49 40 28540839
 

 
 
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