Tillmann Hahn's Gasthaus und Feinkost Bistro

 

Im Oktober 2015 lockte uns eine musikalische Darbietung in dieses Restaurant. Auf großem Plakat wurde ein Gitarrist angekündigt, so reservierten wir uns zwei Plätze.
Der als Aperitiv gereichte Hugo (6,50) hatte einen feinen, ungewöhnlich honigartigen Holunderblütengeschmack, ich meine noch zu entsinnen, dass man den Sirup selbst hergestellt hatte. Das Bad Doberaner Klosterbräu (5,00) begleitete meinen Mann über den Abend. Trüb goldbraune Farbe, würzige, leicht hintergrundige karamellige Süße.


Vorneweg wurden uns diverse frisch gebackene Brotsorten mit Quarkdips und Oliven, sowie gutem Öl gereicht, der Clou war allerdings, dass wir unter 7 verschiedenen Salzsorten fröhlich wählen durften.
Der in seiner Größe überschaubare Gastraum ist mit schlichten Holztischen und aufwendigem Blumendekor versehen, er wirkt skandinavisch in seiner hellen Möblierung und sehr gemütlich. Rundum hängen große Fotos an den Wänden, an einer jedoch befindet sich ein großer Bildwechsler mit Profifotos zum Thema Ostsee. Unauffällige optische Unterhaltung, falls man sich, wie ich, an den wechselnden Motiven und gelungenen Fotos erfreuen mag.

 

Auf der Spezialitätentafel wurden asiatische Wochen aufgerufen und damit geworben, dass ein entsprechend fachkundiger asiatischer Koch die Gerichte zubereiten würde. Das klang vielversprechend, so dass ich die klassische Karte beiseite ließ und als Vorspeise eine Tom Kha Gai (8,50 Euro) orderte. Es kam eine angenehm verhalten scharfe, leichte Suppe auf den Tisch, die fast schon demonstrativ thailändische Zutaten enthielt wie Koriandergrün, Lemongras, Galgant:

Mit Fischsoße war sparsam umgegangen worden. Zusammen mit saftigem Hähnchenfleisch von guter Qualität und den Champignons war dies eine solide Suppe.
Zum Hauptgang wählte ich eine Ingwerlimonade (3,00), die schön kräftig nach Ingwer schmeckte, leider aber eine Spur zu süß daherkam.
Das grüne Curry (14,50) mundete überdurchschnittlich. Wiederum aus saftigem Hähnchenfleisch mit kräftigem Eigengeschmack, sanftem Kokos, gut klebrigem Beilagenreis und sehr frischen Gemüsen hatte der Koch ein harmonisch-würziges Hauptgericht kreiert. Nur einige Galgantstückchen waren etwas holzig und hätten schon in der Küche aussortiert werden sollen:


Der Lieblingsehemann erhielt ein Rinderrückensteak mit hausgemachter Kräuterbutter und Bratkartoffeln (24,50). Sein Wunsch, man möge ihm dazu viele gebratene Zwiebeln reichen, blieb unerfüllt:

Seine Angaben: Kartoffeln von aromatischem Geschmack, aber nicht knusprig gebraten und ohne Speck. Der enorm hohe Klotz von Rinderrückensteak dafür auf den Punkt medium gegart und perfekt mitsamt der Kräuterbutter. Sein Fazit: Respekt!

 

Zum Dessert wählten wir Apfelcrumble (7,00), welches sehr fruchtig mit feiner zuckriger Kruste und einem Karamelleis von feinster Konsistenz gereicht wurde, zum Glück nicht überdekoriert wurde und harmonisch schmeckte.

Ich erhielt den Ostseetraum (6,50), welcher aus Baiser, Sanddornsaft, Vanilleeis und Sahne bestand und mit Abstand das sauerste Dessert war, das ich jemals gegessen habe. Ohne das Baiser wäre dieses Dessert nur für die Hardcore-Sauerliebhaber erträglich gewesen. Da half auch das Wissen, dass Sanddorn hoch vitaminreich ist, nicht:


Das Tillmann Hahn's Gasthaus ist bemüht, aus frischen Zutaten Gutbürgerliches zu zaubern, was zweifelsohne gelingt. Manchmal blitzt ein bisschen durch, dass die Küche noch mehr leisten könnte, wenn man sie von der Leine ließe. Ich glaube, so etwas nennt man neuerdings neudeutsch: ambitioniert.
 

Genussanwältin

Tillmann Hahn's Gasthaus und Feinkost-Bistro in der Villa Astoria
Ostseeallee 2
18225 Kühlungsborn
Tel. 038293 410 214
Tel. 0384 283552


 

 
 
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