WaldesRuh am See

 

Wir sind in den letzten Jahren nach Spaziergängen im Sachsenwald oft hier gewesen, aber es hat nie für einen Bericht gereicht. Vielleicht liegt es daran: Das Essen ist immer wie bei Muttern; oder so, wie es bei Muttern immer hätte sein sollen. Gute Produktqualität, klassisch und ohne Chichi auf den Tisch gebracht - gehobene Landhausküche eben.


Man sitzt in einem dunkel gehaltenen Jagdzimmer mit allem, was dazu gehört, eben auch den stolzen Geweihen an der Wand. Das Personal agiert flott und freundlich, die Küche braucht eine gewisse Zeit.


Bratkartoffeln und Roastbeef sind hier immer eine sichere Bank. Vorweg gibt es einen kleinen Salat, der wirklich noch ein Salat ist, nämlich mit zerkleinerten Blättern. Als Würzung fungiert glücklicherweise nicht die allgegenwärtige Balsamicocreme, sondern eine Mischung frischer Kräuter und aromatischer Blättchen.


Das Fleisch überzeugt mit einwandfreier Qualität, wunderbar zart und auf den Punkt rosa. Die Remoulade ist mehr eine leichte Creme, die gut dazu passt. Ebenso über jeden Zweifel erhaben: Gleichmäßig knusprig gebräunte, nicht zu fettige Bratkartoffeln.

 

Ebenfalls einwandfrei die halbe 'Bauernente', von der zuerst die Brust, dann die Keule auf den Teller gelegt wurde. Natürlich wird so eine Ente vorbereitet, dementsprechend durchgegart kam sie auf den Teller. Nichtsdestotrotz überraschte sie mit krosser Haut, kräftigem Aroma und noch akzeptabler Saftigkeit. Letztlich in einer Qualität, wie man sie in etwa auch zu Hause im eigenen Backofen selbst hinbekommt. Die dazu gereichten Klöße waren allerdings schon arg trocken, da halfen auch die ansonsten gelungene Konsistenz und Geschmacksfülle wenig.

Gar nicht helfen konnte der Viertelliter Sauce, dem es einfach an Kraft und Aroma mangelte. Hier wäre es besser gewesen, nur ein Drittel der gelieferten Menge zu servieren, die dann aber mit geballter Entenpower. Der Rotkohl war in Ordnung und recht weich gekocht, zudem ohne besonders durch Äpfel oder ähnliches aufzufallen - langweilig.


Auf jeden Fall lohnt sich in diesem Restaurant der Mittagstisch (momentan 12,50 €), er besteht immer aus zwei Gängen und macht besonders viel Freude, wenn man ihn in der sonnigen Jahreszeit auf der Terrasse genießen kann.

---

Ende Juni 2019 war ma wieder ein Besuch fällig. Es gab ein 2 Gänge-Menü von 11.30 Uhr bis 15.00 Uhr inklusive Espresso, Cappuccino, Tasse Kaffee oder Glas Tee für 14,50 €:

1. Gebratene Kalbsleber auf knackigen Blattsalaten mit Apfel-Vinaigrette
2. Bunte Holsteiner Tomaten mit geriebenem Hofkäse und Sußländer Schinken



Genau das richtige für die heiße Jahreszeit! Die Kalbsleber kam wunderbar zart und fein aromatisch daher, dazu passte der leicht (!) säuerlich angemachte Salat.
Der zweite Gang war dem ersten nicht unähnlich, allerdings war der Käse eher grob geschnitten denn gerieben. Produkte vom Sußländer Schwein haben nicht zu Unrecht einen guten Ruf und werden oft in der besseren Gastronomie eingesetzt - so eben auch der mild geräucherte und saftige Schinken.

---

Ende November 2019 bekamen wir mittags so gerade eben noch einen Tisch - Reservierung ist in der Vorweihnachtszeit unverzichtbar. Hinzu kommt der Andrang aus der nahe gelegenen Altersresidenz ('Augustinum'), nachdem das benachbarte italienische Restaurant sich als nicht mehr satisfaktionsfähig zeigt.
Wir bekamen diesmal zunächst eine Rotkohlsuppe mit Dassendorfer Apfel - wunderbar abgeschmeckt und einfach rund, eine herbstliche  Köstlichkeit!


Weniger überzeugend fanden wir 'Hirsch-Krakauer mit Preiselbeer-Senf, Rahmkohlrabi und Süßkartoffel-Pommes
mit Kräuterquark'. Die Wurstpelle war extrem fest bis kaum kaubar, die Rahmkohlrabi verschwanden aromatisch völlig hinter der kräftigen Wurst und den knapp bemessenen, jedoch erfreulich vollmundigen und knusprigen Pommes. Da hat die Küche schon überzeugender agiert.



Wer ein paar Schritte im Park gehen mag, findet dort das etwas seltsam anmutende 'Deutsch-Ostafrikaner-Ehrenmal', eine Darstellung der Kolonialzeit aus den 30ern, das ursprünglich in Potsdam aufgestellt werden sollte:

---

Genussgenie Wolfgang Gogolin in Aumühle

Ende August 2020 war pandemiebedingt nicht so wirklich viel los. Man hatte die Sache aber mit viel Personal und Masken gut im Griff. Nicht im Griff hatte man allerdings die Sache mit dauerkläffenden Hunden - wir konnten uns schließlich nur helfen, indem wir die Plätze wechselten und ans andere Ende der Terrasse setzten.
Davon abgesehen zeigte sich der Service freundlich und engagiert -  und es gab gehobene Hausmannskost auf den Tellern.

Holsteiner Roastbeef, kalt, mit Remouladensauce buntem Blattsalat und Speckbratkartoffeln (21,- €)

Weder am extrem zarten Holsteiner Roastbeef, weder am "Glückstädter Matjes von Henning Plotz", weder am "Knusprig Gebratenen von Bauer Schramms Landgockel" mit Salat, noch an den knusprigen Bratkartoffeln gab es etwas auszusetzen - wunderbar! Besonders der Gockel überzeugte mit umwerfender Saftigkeit.

Knusprig Gebratenes von Bauer Schramms Landgockel (21,50 €)

Glückstädter Matjes von Henning Plotz, Hausfrauen Art (17,50 €)


An die durchaus interessanten Nachtische haben wir uns wegen der Wespenplage nicht gewagt, denn schon die Getränke mussten permanent mit Bierdeckeln geschützt werden. So geht es eben zu in der freien Natur.

Waldesruh ist nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet.

 

 

Waldesruh am See
Am Mühlenteich 2
21521 Aumühle

Tel. 04104 3046

 

 
 
genussgenie.de