Weinwirtschaft Kleines Jacob (geschlossen)
Das rustikal gehaltene Ambiente mit den vor Jahrzehnten ausgetrunkenen
Weinflaschen an der Wand will nicht so recht zum leicht maritimen Outfit
der Gäste aus den feinen Hamburger Elbvororten passen, der aufgeräumten
Stimmung tut das aber keinen Abbruch - Verdienst des sehr freundlichen
und jugendlichen Personals.
Auf dem hölzernen Tisch erwarten den Gast eine Flasche mit mildem
italienischen Bio-Olivenöl sowie gemörserter Pfeffer und Salz. Wer hier
allerdings feinste Sterneküche wie im 'Jacob' auf der anderen
Straßenseite erwartet, ist schief gewickelt - dazwischen liegen Welten.
In der Weinwirtschaft wird zwar auf hohem Niveau gekocht, allerdings
ohne große Raffinesse oder besondere Einfälle.
Im Sommer 2012 versuchten wir ein Menü für zwei Personen, angeboten zum
Preis von 59,- Euro. Ein ziemlicher Kracher war der 'milde
Ziegenfrischkäse aus der Lüneburger Heide mit Aprikosen-Sellerie Salat',
der in erster Linie vom Gegensatz säuerlich/mild lebte. Mit derart
hervorragendem Käse kann man jedoch kaum etwas falsch machen.
Der folgende Erbsen-Minz-Cappuccino lässt sich unter 'ganz nett'
verbuchen, bot der Zunge aber nicht allzu viel, war eher ein bisschen
fade und langweilig. Der Genusspapst sah das völlig anders und
hätte sich am liebsten einen Liter davon abfüllen lassen - er ist eben
nicht unfehlbar und muss noch sehr, sehr viel lernen.
Dann das rosa gebratene Kalbsmedaillon mit Rosmarin-Tagliatelle und
Gemüse aus dem Alten Land - schmackhaft und sättigend, wenngleich an
gewöhnliche Landhausküche gemahnend. Das Fleisch kam eher durch als
rosa, dafür zeugte austretende Saft von zu kurzer Ruhezeit. Die Nudeln
waren auf den Punkt gegart und schön schmatzig, vom ausgewiesenen
Rosmarin hatten leider weder Zunge noch Nase etwas. Das Gemüse bestand
aus knackigen Röschen von Brokkoli und Blumenkohl.
Nicht besonders originell wirkte der 'Cheesecake' als Nachspeise, da
half auch die englische Bezeichnung nichts; dafür kam er vergleichsweise
massiv daher. Darüber tröstete ein gelungenes, zartschmelzendes
Lavendel-Mohn-Eis auf frischen Erdbeeren hinweg.
Insgesamt eine ganz ordentliche Leistung, Elbblick gibt es allerdings
nicht. Ohne Reservierung ist es schwierig, einen Platz zu bekommen.
Hotel Louis C.
Jacob (geschlossen seit 2020)
Neueröffnung Ende Juni 2024
Elbchaussee 401-403
22609 Hamburg
Telefon: 040 822 55 0
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