Admiral

  

Wieso eigentlich Admiral, wird sich sicherlich schon so manch' Gast gefragt haben, ist das doch in der Rheinpfalz ein recht ungewöhnlicher Name für ein Restaurant. Wir fragten die Chefin und perfekte Sommeliere und erhielten folgende Antwort:

Zum einen sei hier seit Jahrzehnten schon ein Gasthaus mit diesem Namen gewesen und unter den Einheimischen habe es immer geheißen „wir gehen IN den Admiral“, nicht etwa „zum“. So einen Admiral habe es tatsächlich gegeben, dieser habe in Hamburg gelebt und von dort seine Forschungsreisen auf hoher See unternommen. Und das Haus in Weisenheim, das erst nach seinem Tod zum Gasthaus verwandelt wurde, diente damals als Ferienhaus, wenn er in der Pfalz Urlaub machen wollte.
Was der Admiral wohl dazu gesagt hätte, dass Jahrzehnte später aus seinem kleinen schnuckeligen Haus mit sehr hübschem Garten ein Sterne-Lokal wird? Ich denke, er hätte sich gewiss darüber gefreut.



Die als Foto beigereichte Menükarte war für die Mittagszeit etwas reduziert man bot 4, 5 oder 6gängiges Menü an, wir entschieden uns für ein 5gängiges, wobei uns freigestellt war, aus der Menükarte munter das herauszupicken, was uns zusagte.

 

Ich wählte die dazugehörige Weinbegleitung. Was die Gastgeberin Martina Stehr besonders auszeichnet, sind ihre sehr guten sommelierischen Fähigkeiten, die in der Vergangenheit auch schon so einige Auszeichnungen für sie erbrachten, denn alle von ihr ausgewählten Weine hatten eine gemeinsame Eigenschaft: sie passten hervorragend zum jeweiligen Gang, ohne dem Wein seine Eigenständigkeit zu nehmen. Oftmals hat man es mit Weinbegleitungen zu tun, deren Weine zum einen ohne das Essen völlig quer liegen und mit dem Essen zu einem großen harmonischen Ganzen verschmelzen oder man hat Weine, die erst mit den Speisen quasi aufwachen und beglücken können. Alles, was Frau Stehr ausgesucht hatte, bedurfte all dieser Verbindungen eigentlich gar nicht, denn alle Weine schmeckten sehr gut und passten obendrein hervorragend zum Essensgang. Respekt vor diesem Können! Bringt es mir als Gast doch den doppelten Genuss an den Tisch.


Zum Auftakt als Amuse gueules gab es: Praline, die mit flüssiger Melone gefüllt war, eine überraschende kleine Geschmacksbombe. Tatar tadelloser Natur und würzig angemacht, eine Frischkäsekugel mit Roter Bete auf Flammkuchenteig, Oliventapenade mit sehr leckerem, frisch gebackenem Brot sowie ein Lachs-Zwiebel-Dashi in einem sanft säurehaltigem Sud.

 

Der 1. Gang mit der Jakobsmuschel (ich erlaube mir, auf den sehr ausführlichen Menüplan wegen seiner Details zu verweisen) ergab eine harmonische Verbindung mit der darunterliegenden Erbsenmousse und dem fein darauf abgestimmten zitronigen Sorbet. Dazu etwas Seealgen und ein Wakame-Chip passten bestens:


Der 2. Gang mit der sanft gegarten Langustine und feinem eher verhalten elegantem Krustentiersud wurde noch begleitet von feinstem Nudelteig für die Dim Sum mit Krebsfüllung, etwas gepufftem Reis und Kohlrabi als Creme und fermentiert, sowie Kohlrabigrün. Insgesamt ein sehr fein abgestimmter Gang:


Das Schwarze Eichelschwein als Bäckchen und Lardo im 3. Gang lebte dagegen von den Kontrasten. Die Gartengurke und der Büffelmozzarella bildeten interessante Gegenparts zum sanftsaftigen Schweinebäckchen und dem glasig darüber gelegten Lardo. Ein köstlicher Gang!

 

Der 4. Gang war für mich das Bürgermeisterstück vom US-Beef, dieses Mal bei 54 Grad 18 Stunden gegart und somit zwar, würzige, saftig, dazu hervorragend die dreifachgefüllte Schalotte und erst recht der Spitzkohl, der einen besonders würzigen Gegenpunkt setzte. Ebenfalls ein schmackhafter insgesamt herzhafter Gang:


Mein Partner hatte sich für das Perlhuhn entschieden, lobte die knusprige Kruste, dazu gab es frisch schmeckende Artischocke, auch für ihn ein sehr gelungener Hauptgang:

 

Das Dessert gliederte sich in drei Teile, einem Teil vorweg, einem hintennach und dem Hauptdessert. Das Pre-Dessert war Blaubeere mit schlichtem Milcheis, perfekt aufeinander abgestimmt. Die kräftigen Blaubeeren, mit besonders knackigem Kuchenstück und nach Marzipan schmeckenden Tupfern dazwischen, das alles ergab eine ausgeklügelte Komposition, die sehr lecker schmeckte:

 

Das Hauptdessert: Pfirsich und Lavendel, wobei letzterer kaum geschmacklich uns erkannt wurde, war ebenfalls eine gelungene Komposition und ein absolut befriedigender Abschluss. Sanft-frische  Joghurtcreme mit einem Pfirsich-Sorbet plus unterstreichende Tupfer von Pfirsichgel rundeten diesen erfrischenden sommerlichen Nachspeisegang gut ab:


Zum Abschluss gab es dann noch Erdbeereislolli, köstlich von zartschmelzener Schokolade umgeben, intensiv nach Erdbeere schmeckenden, perfekten Macaron plus eine Praline mit unaufdringlichem Kokosaroma in der Füllung:

 

Für uns ein rundum gelungenes feines Mittagsmenü und allemal seinen Michelinstern wert.

Genussanwältin



Admiral

Leistadter Straße 6
67273 Weisenheim am Berg
Telefon: 06353 4175

 
 
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