Yoshi im Alsterhaus


Der Gault Millau 2016 vergibt für dieses im
4. Stock des Alsterhauses gelegene Restaurant 14 Punkte - da waren wir
doch gespannt. Wenn man auf dem Balkon sitzt, kann man einen
spektakulären Blick über Hamburgs Dächer genießen.

Aber auch innen ist's angenehm:
Zurückhaltende Deko, von den großen Trommeln in der Mitte abgesehen;
alles wirkt sehr hell, ohne kalt zu sein und das auch noch ohne jeden
Asiakitsch.

Die Bedienung trat zurückhaltend und sehr freundlich auf, zeigte sich
dabei geradezu fürsorglich und stellte das eiskalte Bier aus der Sonne.
Originellerweise gab es den Sherry (Lustau, 5,20 €) aus einem geeisten
Whiskyglas.
Wiewohl die Sushiteller an den anderen Tischen recht verlockend
aussahen, versuchten wir uns an diesem Mittagsmenü für 26,- Euro:
1) Miso-Suppe, Kobachi täglich wechselnder Gruß aus der Küche
Salat mit japanischem Yoshi original Dressing.
2) Wagyu Yakiniku Australien / dünn geschnittenes Wagyu-Rind mit Gemüse
gebraten.
Das Genussgenie muss sich angesichts der
Miso-Suppe als Banause outen - null Ahnung, woran man eine gute erkennt.
Nach Internetrecherchen sah diese hier im Yoshi so aus, wie sie aussehen
soll und sie enthielt auch die erforderlichen Ingredienzen, nämlich Miso
(Sojapaste), Dashi, ein wenig Tofu sowie Algen/Seetang:

Mit einer stundenlang
gekochten, kräftigen Hühnersuppe, wie ich sie schätze, war sie jedoch
nicht zu vergleichen - wird ja auch nicht ewig gekocht. Sie kam zwar warm daher, aber sehr dünn und ein
wenig salzig. Die Algen und das Tofu schienen mir vollkommen
geschmacksfrei zu sein. Kurz: Wenn so eine gute Miso-Suppe schmeckt,
möchte ich keine mittelmäßige probieren. Vielleicht geeignet für eine
Suppendiät.
Der bunte Salat war hübsch angerichtet und ausgesprochen kalt und
knackig, litt aber trotz eines netten, süß-säuerlichen Dressings unter
dem üblichen Problem gemischter Salate: Geschmackliche Belanglosigkeit.

Sehr glücklich wurden wir dann mit dem Fleisch, auch wenn das
angekündigte Gemüse in erster Linie aus Zwiebeln und in zweiter Linie
aus Frühlingslauch bestand: Wagyu dünn
geschnitten, eine Spur fester als zart, beinahe trocken, völlig schier
und dabei sehr fein aromatisiert - ein höchst überzeugender, fast puristischer
Gang ohne Schnickschnack:

Als ich schließlich nachfragte, was genau denn nun 'Kobachi' wäre,
bekamen wir im Nachhinein noch einen Gruß aus der Küche. Er bestand aus
fein gestiftelten, leicht säuerlich marinierten Schwarzwurzeln mit Sesam - lecker!

Ein Besuch lohnt sich für Freunde asiatischer Kochkunst, beim
nächsten Mal würde ich allerdings ein Sushi-Menü versuchen - das sah
wirklich grandios aus.
---
Im Juli 2017
versuchten wir dieses Menü im Rahmen des Hamburger Schlemmersommers =
64,- Euro für zwei Personen:
ERLEBNIS MENÜ TOKYO (3-Gänge-Menü):
Miso-Suppe mit Tofu, Seetang und Lauchzwiebeln
~ ~ ~
Newstyle SASHIMI mit Lachs und Thunfisch
~ ~ ~
Yoko´s New Style CHIRASHI-SUSHI
Um 15 Uhr war das Restaurant weitgehend leer und zwei strahlende
Kellnerinnen kümmerten sich um uns. Wie schon im Vorjahr konnten wir mit
der sicherlich überragend guten Miso-Suppe überhaupt nichts anfangen,
leider hatten wir vergessen, sie abzubestellen. Man muss auch verlieren
können:

Dafür entschädigten die anderen beiden Gänge mit wunderbar frischem und
aromatischem Fisch, wobei sich 'new style' allein auf das Anrichten
bezog - Sushi also einmal nicht in der üblichen Röllchenform. "Unser
Wasabi ist scharf", ließ die freundliche Serviererin wissen - und wie
wir schnell herausfanden, meinte sie das keinesfalls scherzhaft.


Natürlich haben solcherlei Gerichte wenig mit Kochkunst im eigentlichen
Sinne zu tun, vom komplizierten Vorgang des Reisgarens vielleicht
abgesehen. Insgesamt bekamen wir aber ein sehr gelungenes, wenn auch
überraschend sättigendes Menü!
Die Getränkepreise sind nicht ganz ohne, Grauburgunder QbA trocken
(Joachim Heger – Baden) 0,2 l kosteten 8,50 €. Japanisches Kirin vom
Fass 0,50 l gab es für 6,50 €, wobei nicht ganz klar wurde, ob es sich
um japanische Ware oder um das deutsche Lizenzprodukt von
Weihenstephan handelte. Der bittere Beigeschmack ließ Hopfen erahnen
... Eine Nachfrage bei der Chefin ergab zwischenzeitlich, dass es sich
um das Weihenstephan-Bier handelt.
---

Auch 2018 gibt es
den Hamburger Schlemmersommer, wir machten uns im Juli auf ins Yoshi im
Alsterhaus. Als Menü gab es quasi das Übliche (64,00 EURO für 2
Personen):
• Miso-Suppe mit Tofu, Seetang und Lauchzwiebeln
• Newstyle SASHIMI mit Lachs und Thunfisch
• Hauptgang Wagyu Yakiniku Kagoshima
Der Service zeigte sich wie immer ausgesprochen freundlich, wir möchten
gar von entzückend sprechen. Das war ein schöner Ausgleich dafür, dass
die jungen Frauen allenfalls angelernt waren und nicht sonderlich
behände wirkten - dabei waren gerade einmal, es schlug eben 15 Uhr, vier
Tische besetzt. Sollte Yoshi einmal ausgebucht sein, könnte das in einem
Desaster enden, das sich nicht durch süßes Lächeln begradigen lässt.
Mit der Suppe konnten wir uns nicht anfreunden, sie kam einfach nur warm
und salzig daher - vielleicht etwas für Fans von Miso-Suppe. Die wird es
hier durchaus geben, der größte Teil der Besucher schien seine Wurzeln
in Asien zu haben. Seltsam berührt haben uns die ziemlich angeschlagenen
Suppenschüsseln und die schwarzen - Plastiklöffel:

Wunderbar zart und rundum erfreulich dann Newstyle Sashimi mit Lachs und
Thunfisch, leicht säuerlich, mit einen Hauch Ingwer und hocharomatisch -
ganz großes Gaumenkino!


Ebenfalls komplett überzeugen konnte das Geschnetztelte vom Wagyu-Rind
auf einem Zwiebelbett. Hauchfein geschnitten, kräftig angebraten, sehr
intensiver Fleischgeschmack. Das Fleisch brachte unerwartete Festigkeit
mit und forderte durchaus Zähne, eine angenehme Abwechslung zur
inzwischen oftmals servierten, zu schlabberigen Konsistenz in
Babybreiqualität: Es gab ein wenig zu Kauen, ohne dass da etwas zäh war,
umrahmt von höchst ausdrucksvollen Brataromen - sehr gut. Überraschend
sättigend, das Menü, obwohl es auf den ersten Blick nicht nach viel
aussah.


Die Getränkepreise sind nach wie vor recht ambitioniert, eine Flasche
St. Michaelis Wasser kostete 6,80 €, ein junger Heger Grauburgunder 35,-
€ / 0,75l - aber, wir speisen eben im Alsterhaus.
Im Gault Millau 2019 ist das Restaurant
nicht mehr vertreten.
YOSHI im
Alsterhaus
Alsterhaus 4. OG
Jungfernstieg 16
20354 Hamburg
Telefon: 040 / 35 71 44 93
Direkter Lift-Eingang Poststraße 8
Öffnungszeiten: Mo. – Sa. von 12.00 – 22.00 Uhr
