dos palillos

 

 

Das El Bulli ist ja schon lange geschlossen, da tröstet es den aufgeschlossenen Gourmet ein wenig, dass es eine Art Ableger wie das 'dos palillos' ('zwei Stäbchen') gibt. Wie der Name bereits andeutet, geht es um asiatisch angehauchte Gerichte, oder sagen wir besser: Häppchen.
Die besten Plätze in dieser Bar befinden sich direkt am Tresen und sie sollten sehr rechtzeitig reserviert werden, denn nur von hier aus kann man den Köchen - oder sind es Künstler? - bei der Arbeit - oder bei ihrer Kunst? - auf die flinken Finger sehen.


Als wir die Bar betraten, erschraken wir ob des großen, schwarz verbrannten Fleischbrockens, der offenbar schon seit Stunden auf dem Grill vor sich hin kohlte. Aber, beruhigten wir uns, man muss als gebildeter, zivilisierter Mensch davon ja nichts bestellen und hielten uns an die feinaromatischen Cherrytomaten in Tempura:


Hübsch anzusehen und auch wunderbar frisch präsentierte sich die Frühlingsrolle, sie sollte aber geschmacklich der mit Abstand langweiligste Gang bleiben:


Besser gefiel uns das zarte Thunfisch-Tenaki mit Reis und Nori, auch wenn wir das Sushiteilchen dann mit eigener Hand zusammendrehen mussten:


Nicht jedermanns Sache ist sicherlich Ankimo, in Sake eingelegte und dampfgekochte Seeteufelleberscheiben mit Ponzusauce. Der Gegensatz zwischen Leber und Fruchtigkeit war aber durchaus ein Vergnügen für die Zunge:


Es folgte die Wamme vom iberischen Schwein, auf kantonesische Art. Um es kurz zu machen: Ja, der verbrannte Kohleklotz vom Grill. Er wurde in hauchdünne Scheiben geschnitten, kurz mit einem Flammenwerfer bearbeitet und serviert. Das war das absolute Highlight des Mittags, noch nie bekamen wir quasi reines Fett derart lecker auf den Tisch. Ganz großes Kino, auch für gebildete, zivilisierte Menschen!


Ebenfalls nicht von schlechten Eltern und mit Vergnügen zu essen: Xialolongbao - flüssig gefüllte Ravioli:

 sowie Tintenfisch aus dem glühend heißen Wok:



Nachtisch, Litschi-Granizado und Dorayaki von Yuzu war zwar hübsch anzusehen, geschmacklich allerdings eher unspektakulär und wirklich nichts, was in Erinnerung bliebe:


Die Getränkepreise liegen auf erträglichem Niveau, ein Glas Chardonnay kostete 3,90 Euro, 30 Jahre alter Oloroso war für 6,80 zu bekommen. Insgesamt ist ein Besuch jedoch kein billiger Spaß, die Mittagsrechnung für zwei Personen:

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Inzwischen kann das Restaurant auf einen Michelin-Stern verweisen und so hat der Genusspapst im März 2018 ein paar Eindrücke vom 9-gängigen Lunchmenü mitgebracht:



dos palillos
Carrer d'Elisabets, 9
08001 Barcelona, Spanien
Telefon:+34 933 04 05 13

 

Der Chef des Hauses:

 


Es gab auch, mit leicht veränderter Speisekarte, eine Filiale in Berlin, die aber 2015 geschlossen wurde und mit dem gleichen Team unter dem Namen Camper Cafe jetzt spanische Tapas serviert.
 

 

 

 
 
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