Schoppenhauer

 

Das Restaurant Schoppenhauer ist eines von unzähligen Teilnehmern am 2015er Schlemmersommer, bei dem ein drei- oder viergängiges Menü für 64 Euro für 2 Personen angeboten wird.
Das Restaurant befindet sich in einem ausnehmend stilvollen 400 Jahre alten Speicher aus Fachwerk direkt gegenüber der Speicherstadt. Der Gast betritt im Parterre einen Raum mit wuchtigen Holzständern und niedriger Decke. Und da nur zu zwei Seiten des Hauses etwas Licht hereinfallen kann, wirkt alles etwas dunkel, fast museumshaft, jedoch trotz der nur auf blanklackierten Tischen eingedeckten Bestecke und Gläser recht gemütlich. Schon draußen duftete es deutlich nach leckeren Bratkartoffeln. Das setzte sich innen intensiv fort und im Laufe des Abends leider in der Kleidung fest. Der Nieselregen und die kühlen Temperaturen ließen ein Draußensitzen bedauerlicherweise nicht zu, denn es gibt hinter dem Haus noch einige recht lauschige Freiluftplätze.


Obwohl wir uns mit dem Hinweis, das Menü "Scampi Festival" essen zu wollen, angemeldet hatten, warteten wir geschlagene 40 Minuten auf den 1. Gang, der sich später als ein kleiner, aus frischen Zutaten bestehender Blattsalat mit drei gebratenen Scampis und wohlschmeckendem Balsamicodressing ausgab. Die Wartezeit verkürzte man uns mit Brot, frisch aus dem Ofen, dazu reichte man eine Petersilienknoblauchöltunke.

 

Wir bestellten, vermutlich eine Rindchen's Empfehlung zum Menü, den 2014er Grauburgunder "Vom Tommegel" Weingut Fogt Rheinhessen die 0,2 l für stolze 6,60 Euro , der noch üben muss, deutlich mehr nach seiner Rebsorte zu schmecken. Das andere Glas für 6,20 Euro ein 2014er "Think Pink Rosé" - trocken vom Weingut Peth-Wett stellte sich ebenfalls als enttäuschend heraus, weil sich der Säureanteil zu sehr in den Vordergrund drängelte. Die Flasche Mineralwasser (0,75 l) kostete 6,20 Euro.
Bis auf das Dessert, welches rasch kam, warteten wir zwischen den einzelnen Gängen jeweils eine halbe Stunde und mehr, was deswegen irritierte, weil im Restaurant deutlich wenig zu tun war. Am Nachbartisch erhielt ein Paar, welches nach uns kam, ein Bratkartoffel-Matjesgericht so schnell, dass zwischendrin der Gedanke aufkam, man hätte uns vergessen. Immerhin dürfte der Salatgang mit den gebratenen Scampis der Küche ja keine Unmengen an Zeit abverlangt haben.
Die grünen Bandnudeln in Cognac Sahnesauce mit Scampis im 2. Gang vermittelten leider den Eindruck als seien sie vom Vortag gewesen, dafür waren die Scampis angenehm frisch und die Cognacsoße hatte einen guten Geschmack, wenn auch sie vermutlich ein Fertigprodukt gewesen sein dürfte. Die Küche hatte es mit dem frisch gemahlenen groben Pfeffer als Soßendekoration zu gut gemeint, weil er geschmacklich die Soße erschlug.
Auch der 3. Gang schmeckte gut, selbst das frisch zubereitete Mittelmeergemüse, welches in zu viel Fett schwamm. Von sehr guter Qualität waren die neuen Rosmarinkartoffeln. Die beiden Ochsenfiletstücke mit je einer Scampi waren recht ungleich portioniert und der Lieblingsehemann empfand sein Fleisch als zu fest und trocken.
Das Dessert bestand aus einer Kugel Walnusseis, welches mit einer Vanillesoße umgossen war, auf der sich frische Him- , Blau - und Erdbeeren tummelten.
Alles in allem hat es uns gemundet, wenn auch deutliche Mängel auftauchten und die Wartezeiten uns unnötig viel Geduld abverlangten.
Wenn man eh vorhat, seine Kleidung gleich nach der Rückkehr in die Waschmaschine zu stopfen, dann stört es nicht, dass man deftigen Bratkartoffelgeruch mitbringt.
Da die Nähe zur Hafencity und der Speicherstadt dem Schoppenhauer eine bevorzugte touristisch interessante Lage beschert, sollte das Lokal sich vielleicht darauf besinnen, als zünftiges Touristenlokal mit deftigen, wohlschmeckenden Speisen aufzutreten. Optisch hat es jedenfalls sehr viel Stilvolles zu bieten.

 

Das Schoppenhauer war so, wie es ein Ex-Freund immer gern gesagt hat:
"Hier war ich zweimal: das erste und das letzte Mal."
Also, es hat durchaus geschmeckt, aber weder Küche noch Service rechtfertigten die an sich ja überschaubaren Kosten. Als wir auf dem Weg zum Auto waren, sagten wir: da bleiben wir lieber 10 mal weg von solchen Lokalen und gehen dafür nochmals in so etwas wie das Vendôme.
An einem anderen Nachbartisch bestellte jemand Bratkartoffeln und Roastbeef, und er flehte fast inständig darum, die Scheiben vom Beef bitte nicht carpacciodünn zu schneiden, sondern dickere Scheiben. Er möge das überhaupt nicht, wenn die so dünn seien. Ja, das machen wir gern, sagte die Bedienung und dreimal dürft Ihr raten raten, was er bekam: Mehrere dünne Scheiben. Ich war zusammen mit ihm enttäuscht.
 

Ein Beitrag der Genussanwältin

 

Weinrestaurant Schoppenhauer
Reimerstwiete 20-21
20457 Hamburg
Telefon: 040 / 37 15 10

 

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